Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

scheinen solle.90 Anstelle der von Österreich geforderten Mobilma- chung der Bundestruppen trat Alois für blosse Kriegsbereitschaft ein,91 wodurch nur eine Bereitstellung in den Friedensgarnisonen erforder- lich wurde. Freilich erklärte Holzhausen bei der Abgabe der 16. Stimme in der Bundesversammlung vom 8. Februar, 1855, er wäre für mehrere seiner Regierungen zu weitergehenden Massregeln — also zur Mobili- sierung — autorisiert gewesen. Bismarck verzeichnete diese «Demon- stration zugunsten Österreichs» ärgerlich und führte sie ohne Beden- ken — diesmal freilich irrigerweise — vor allem auf den Fürsten von Liechtenstein zurück.92 Preussen triumphierte schliesslich im Bund über Österreich,93 der Friede konnte für Deutschland erhalten bleiben. Im übrigen beschränkte sich die liechtensteinische Bundespolitik in diesen Jahren auf die Bemühungen um das Kontingent. Es befand sich seit dem Anschluss von.Hohenzollern-Sigmaringen und -Hechingen an Preussen, womit der Bataillonsverband aufgelöst worden,94 in einer Sonderstellung und wartete auf eine neue Zuordnung. Die Ausrüstung wurde deshalb nicht erneuert und die militärische Ausbildung nicht forciert.95 Da Liechtenstein dadurch seine Bundespflicht vernachläs- sigte, musste es mit Rügen der Bundesversammlung und schlimmsten- '90 Fürst an Linde, 2. Dez. 1854, BAF Nachlass Linde 60. Die gleiche Instruk- tion wiederholte+cler Fürst auf die konkreten Mobilisierungsanträge Öster- . reichs anfangs 1855; der Bund dürfe nicht «tete baissee» mitgehen, wenn die österreichische Diplomatie dem Krieg zutreibe; Fürst an Linde, 2. Febr. 1855, ebda. 91 Fürst an Linde, 2. Febr. 1855, ebda. 92 Immediatbericht Bismarcks, 9. Febr. 1855, Poschinger II, S. 162. - Als Holzhausen anfangs des Jahres 1856 bei zweifelhaftem Kuriatvotum für die österreichischen Friedensbedingungen zur Beendigung des Krimkrieges stimmte, suchte ihn Bismarck der gefälschten Stimmabgabe zu überführen und so unschädlich zu machen, was ihm aber nicht gelang. Bismarck an Manteuffel, 23. Febr. 1856, Bismarck GW II, S. 133, und 19. März 1856, ebda., S. 135; ebenso am 5. Mai 1856, ebda., S. 147. - Auch 1858 ver- suchte Bismarck nochmals, Holzhausen der falschen Abstimmung zu über- führen; Immediatbericht Bismarcks, 29. Juli 1858, Poschinger III, S. 383. 93 Huber III, S. 245. 94 Bericht des Bataillonskommandanten, HK PExh. 1850/5448, präs. 30. Mai . 1850; ebenso Bericht von Menzinger, HK PExh. 1850/6128, präs: 17. Juni 1850. 95 Menzinger an Fürst, 3. Juni 1850, LRA XXVII/Fi, ad 206. 353
	        

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