Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

ganisation der Behörden am 5. Oktober 1862 — bezeichnenderweise dem Geburtstag des Fürsten — im Fürstentum kundgemacht wurde, waren Jubel und Dankbarkeit allgemein.59 Kritische Stimmen wurden nirgends laut. In der Presse der österreichischen Nachbarschaft fand sie ein vorteilhaftes Echo. Eine liechtensteinische Einsendung an die liberale 'Feldkircher Zeitung' pries das «frohe Ereigniss», betonte gegen- über'der alten «Scheinverfassung» die «Volksthümlichkeit» der neuen und kam zum stolzen Schluss: « . . sie darf sich der besten und freiesten in Deutschland würdig an die Seite stellen.»60 Sogar die schwei- zerische Presse würdigte durchwegs den freiheitlichen Charakter der neuen liechtensteinischen Verfassung, die liberale 'Appenzeller-Zei- tung' etwa nannte sie «sehr'freisinnig».61 Vergleicht man vollends die liechtensteinische Verfassungsentwicklung mit jener in den übrigen Staaten der 16. Kurie des Deutschen Bundes, so stellt man fest, dass diese samt und sonders noch weit zurückhingen.02 Ein gerechtes histo- risches Urteil über die Verfassung von 1862 wird daher günstiger aus- fallen müssen als jenes von Wilhelm Beck, es wird das Erreichte, ohne 59 .Feldkircher Zeitung, 11. Okt. 1862, Nr. 82, S. 327. - Schon am 4. Sept. 1862 hatte von. Hausen dem Fürsten von der Dankbarkeit und Freude der Bevölkerung über die gelungene Verfassungsvereinbarung berichtet, LRA 1862/XV/15. — Die Befriedigung tat sich auch während den ersten Land- tagswahlen deutlich kund, die Wahlmännerversammlung sandte dem Fürsten ein Danktelegramm; von Hausen an Fürst, 26. Nov. 1862, ebda. 60 Feldkircher Zeitung, siehe oben Anm. 59. Zuvor hatte die Feldkircher Zei- tung die neue liechtensteinische Verfassung bereits angekündigt, 8. Okt. 1862, Nr. 81, S. 322. In zwei Folgen legte sie sie dann ausführlich dar, 18. Okt. und 29. Okt. 1862, Nr. 84 und 87. - Vgl. auch den regierungs- freundlichen 'Bothen für Tirol und Vorarlberg', 17. Okt. 1862, Nr. 239; S. 335 f.. 61 Appenzeller-Zeitung, 21. Okt. 1862, Nr. 247, S. 2. - Ebenso die liberale St. Galler-Zeitung, 19. Okt. 1862, Nr. 248, S. 991; ähnlich Basler Nach- richten, 13. Okt. 1862, Nr. 242, S. 1757; Neue Zürcher Zeitung, 17. Okt. 1862, Nr. 290, S. 1171; Berner-Zeitung, 25. Okt. 1862, Nr. 253, S. 3. - Die schweizerischen Blätter zeigten die Tendenz, Liechtenstein als Kuriosum zu betrachten. So brachte die St. Galler-Zeitung am 12. Okt. 1862, Nr. 242, S."968, die kleine Notiz: «Das Fürstentum Liechtenstein habe eine liberale Verfassung erhalten, mit dem Zweikammersystem. Haben da auch noch zwei Kammern Platz ?» 62 Vgl. Meyer-Anschütz, S. 165 f. 303
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.