Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

Regierung mit dem Zollanschluss Liechtensteins zeigen wolle, dass sie kein Opfer scheue, «das grosse Werk einer allgemeinen Zolleinigung des grossen Deutschlands zu fördern»; Liechtenstein habe daher alle Ursache, dankbar und redlich den Vertragsverbindlichkeiten nachzu- kommen.97 Der beabsichtigte Eindruck auf die Gemeindevorstände und auf das Volk blieb nicht aus. Die mit 70 Mann einrückende Finänzwache fand überall gute Aufnahme. Die anfängliche Furcht vor Haussuchungen und rücksichtslosem Auftreten schwand bei dem sehr nachsichtigen Vorgehen der Einführungsbeamten bald. Zwar gab es einzelne Gegner, im allgemeinen aber wuchs die dem Anschluss günstige Stimmung täglich, da man sich die Vorteile ausrechnete. Menzinger konnte am 7. August dem Fürsten berichten, der Haupteinwand zum Vertrag gehe dahin, dass er in der Dauer von nur 12 Jahren zu kurz berechnet sei, weil sich für diese begrenzte Zeit kaum fremde Industrien ansiedeln möchten.98 Die Einführungsarbeiten erstreckten sich neben der Organisation der Zollämter und der Finanzwache entlang der liechtensteinisch- schweizerischen Grenze99 insbesondere auf das Einziehen und Ablösen der Tabak- und Schiesspulverbestände, die Einrichtung von Ablagen für die Monopolgegenstände in allen Gemeinden und die Erfassung der Warenlager, der Verzehrungssteuerpflichtigen Getränke und der Spiel- karten. Die zollpflichtigen Waren wurden von der Finanzwache be- wacht und mussten verzollt oder aber in die Schweiz zurückgeführt werden. Dabei entgingen natürlich die einen oder andern Warenlager der Verzollung.100 Am 16. August beendigte die Kommission ihre Tätig- keit und übergab die Verwaltung dem Bezirksvorsteher von Feld- 97 Prot, vom 31. Juli 1852, HK 1861/5377 (bei 1852/8799). Dazu die gedr. Kundmachung vom 31. Juli 1852, unterzeichnet von Landesverweser Men- zinger, LRA Normaliensammlung 1852. 98 Bericht Menzingers, 7. Aug. 1852, HK 1861/5377 (1852/8799). 99 70 Mann wurden in 6 Abteilungen in Ruggell, Bendern, Schaan, Vaduz, Triesen und Mals aufgestellt, eine 7. Abteilung verblieb als Reserve in Gallmist und Feldkirch; gesamthaft betrug die Finanzwache für Liechten- stein etwas über 80 Mann; Schlussbericht der Kommission, 16. Aug. 1852. • HK 1861/5377 (1852/9415). 100 Siehe LRA CIII/128, ad 786 und 334. 205
	        

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