Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

des Reichsministeriums in Frankfurt haben wir bereits verfolgt.19 Ob- wohl Schmerling damals den Fürsten ermuntern liess, sich in Wien für die Öffnung der österreichischen Grenze einzusetzen, da dies kaum einem Anstand begegnen würde,20 sah Alois II. vorerst davon ab,21 zweifellos in Rücksicht auf die zu jenem Zeitpunkt noch ungewisse Zukunft Österreichs. Da alles noch im Fluss war, hätte eine Zoll- oder Handelsabmachung mit Österreich dem Fürsten eine Fixierung Liech- tensteins vor der Zeit bedeutet. Dies war der Grund für seine Zurückhal- tung, nicht jene Motive; die Pfarrer Rudolf Schädler von Bendern, ein gegen die landesfürstliche Obrigkeit überaus misstrauischer Kopf, ver- mutete: «Man hat, wie wir alle samt und sonders wissen, sich in der Absperrung gut gefallen, damit man im Lande unbehindert schalten und walten konnte, und die alten Gelüste tauchen ja wieder allent- halben auf.«22 Damit verkannte er denn doch des Fürsten Absichten. Im August 1849 beklagte ein Liechtensteiner in der 'Vorarlberger Zeitung' das gänzliche Fehlen jeder Industrie im Fürstentum. In dessen isolierter Stellung sah er die Ursache dafür, in der Armut die bittere Folge: «Auf der einen Seite die Schweiz, mit der man in kaum bemerk- barem Verkehre steht, und der wahrscheinlich, wenn das neue Zoll- gesetz in's Leben tritt, ganz aufhört; auf der andern Ostreich mit seiner gleichsam hermetischen Sperre . . . Eine gänzliche Verarmung steht bevor, wenn dieser isolierte Zustand nicht bald aufhört.» «Denn was nützen uns zehn Reichsverfassungen ohne den Zutritt Ostreichs? Die Lasten haben wir zu tragen; die Vortheile können wir in Folge unserer abgesperrten Lage nicht geniessen.» «Was nützt uns eine noch so gute Verfassung, wenn drückende Armuth jede Bildungsquelle entzieht, Industrie und Gewerbe fern hält, wenn wir nur dazu bestimmt sind, unsere von Zeit zu Zeit von Stein- und Wasserfluthen verwüsteten Äcker wieder mit kaum erschwingbaren Kosten und Mühe zu urbari- siren?» Aufgabe des Landrates sei es, auf Mittel und Wege zu sinnen, um diesen unnatürlichen Zustand zu beenden und heue Erwerbsquellen 19 Siehe oben Kapitel IV. 20 Karl Schädler an Rud. Schädler, 10. Febr.'1849, LRA Schädler Akten 312. 21 Fürst an Holzhausen, 29. März 1849, HK H 1691. 22 Rudolf Schädler an Karl Schädler, 20. Febr. 1849, LRA Schädler Akten 313. 189
	        

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