Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

V. Kapitel: Das konstitutionelle Fürstentum 1849 -1852 1. Der erste Landrat Ein wichtiger Grund, schon im Frühjahr 1849 wenigstens eine pro- visorische Verfassung zu gewähren, lag in der kümmerlichen Finanz- situation des Fürstentums. Der Landrat sollte möglichst rasch die Be- schaffung der Mittel für den inneren Staatshaushalt und für die Erfül- lung der Bundespflichten beraten. Da sich ausserdem in Deutschland die Anzeichen für eine republikanische Erhebung mehrten, glaubte der Fürst, dass die Konstituierung des Landrates «wesentlich dazu die- nen würde, neu auftauchenden, den ruhigen Uibergang zu einer neuen Gestaltung störenden Ideen und Plänen zuvorzukommen».1 Auf Wunsch der Gemeindeabgeordneten fand die Wahl des Land- rates erst nach Schädlers Rückkehr aus Frankfurt statt.2 Sie wurde nach der dem Fürsten vom Verfassungsrat vorgelegten Wahlordnung3 vorge- nommen, mit der einzigen Abänderung, dass das Land nicht nach den zwei Landschaften getrennt, sondern als ein einziger Wahlkreis wählte.4 Entscheidend neu war nun aber gegenüber der früheren Pra- xis wie gegenüber dem Verfassungsentwurf selber, dass nicht mehr nur die hausbesitzenden Gemeindebürger das Wahlrecht ausüben durften, sondern auch die niedergelassenen Landesangehörigen und auch die im gleichen Hause wohnenden Volljährigen, sofern sie 20 Jahre, für die Wählbarkeit 24 Jahre, erreicht hatten; dies schloss nun auch un- selbständige Personen, wie Gesellen und Knechte, ein.5 Die Wahl fand 1 Fürst an Landesverweser, 8. März 1849, HK 1863/10370 (o. Nr.); ähnlich Fürst an Landesverweser, 3. Mai 1849, HK 1849/5265. 2 Bericht des Regierungsamts, 25. Mai 1849, HK 1863/10370 (1849/6172). 3 Siehe oben S. 107 Anm. 60. 4 Siehe oben Anm. 1. 5 Dies ergeht aus den Verzeichnissen der Wahlberechtigten der Gemeinden, 15.-18. Mai 1849, LRA Schädler Akten 317. Auf eine Hausnummer fallen öfter bis zu vier Stimmberechtigte. In Triesen etwa kamen auf 140 Haus- nummern 224 Stimmberechtigte. Im Verzeichnis von Vaduz ist ein «Büchel, 'Gesell bei Schlosser Seger» aufgeführt, in jenem von Triesenberg 
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