Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1970) (70)

land, so wollte man doch nur gerade so eng angeschlossen werden, dass man von Österreich unabhängig wäre.6 Doch war eben das Aufgehen- lassen der kleineren Staaten in den grösseren — die Mediatisierung — der Wunsch eines beträchtlichen Teiles der Nationalversammlung: Die Mediatisierungsdebatten und -beschlüsse konnten daher für Liechten- stein von existentieller Bedeutung werden. Ebenso wichtig war die Zukunft Österreichs in Deutschland, denn ein Ausschluss Österreichs hätte zweifellos auch für Liechtenstein den Verzicht auf Deutschland bedeutet. Alois IL, der österreichisch dachte und dem nationalen Gedanken abgeneigt war, betrachtete die Nationalversammlung mit Vorbehalt, obwohl Holzhausen im März begeistert für ein neues, starkes Deutsch- land nach Wien geschrieben hatte.7 Der Fürst wollte die Beschlüsse der Paulskirche für Liechtenstein jeweilen erst für bindend anerkennen, wenn der österreichische Reichsrat sie sanktionierte.8 Die Erwartungen des Fürsten deckten sich weitgehend mit jenen der liechtensteinischen Bevölkerung. Neben dem handelspolitischen Ziel verlangte er die Un- terordung der liechtensteinischen Gerichte unter ein Reichsgericht statt unter die Gerichte eines Eirizelstaats, die Eingliederung des Kontin- gents in grössere Reichsverbände und eine gerechte Ausmittlung der Bundespflichten, «bey welcher die Selbständigkeit nicht zum Fluche für kleine Staaten wird». Für seine Person forderte er ausserdem die Unabhängigkeit von jedem andern als einem Reichsgericht und die Anerkennung seines Privatbesitzes im Fürstentum.9 Deutlich trat beim Fürsten der Wunsch nach stärkerer institutioneller Anlehnung an das künftige deutsche Reich hervor. 6 Siehe oben S. 65 f., 80. 7 Holzhausen an Fürst, 24. März 1848, HK S 319. 8 Fürstl. Resolution, 21. Apr. 1848, HK H 1691. - Ahnlich Fürst an Sachsen- Weimar, 17. April 1848, HK 1848/4721. - Die deutsche Fahne wagte der Fürst auf seinem Palais zu Wien erst aufzustecken, als sie auch der Kaiser auf der Hofburg aufgezogen hatte; Fürst an Graf Fisquelmont; österr. Minister des' Äussern, 8. Apr. 1848, HK 1848/4475. - Bei den Wahlen zur Nationalversammlung hatte der Fürst seine Herrschaftsämter in Österreich angewiesen, auf die Wahl von möglichst österreichisch gesinnten Männern hinzuwirken; Fürst an verschiedene Amtsvorsteher, 25. Apr. u. 2. Mai 1848, HK H 1691, Nr. 136, 138, 139. 9 Fürst an Holzhausen, 25. und 26. März 1849, HK-H 1691. 127
	        

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