Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1907) (7)

— 90 - vorher hatte er sein Gut in Wannahusen an das Kloster Weissenau verkauft. Der arme Mann steckte eben tief in Schulden, die er nun durch den Verkauf auswärtiger Güter abtragen wollte. In das Schuldenelend war er aber durch die Judeu gestürzt worden. Diese benützten damals die große Not, die durch Mißjahre, Krankheiten, besonders infolge der immerwährenden Kriege und Fehden verursacht war, zu ihrem Vorteile. Es war nichts seltenes, daß sie 50 °/o Zinsen forderten. Durch besondere Gnade des Königs Lndwig wurde der Stadt Hall im Jahre 1342 bewilliget, daß die Juden von ihr nicht mehr als 50 °/o Zins nehmen durften. Es war ihnen aber gestattet, von einem Kapital von 240 Hellern wöchentlich 2 Heller Zins zu fordern. Nicht umsonst bezahlten die Juden dem Kaiser ein Schirmgeld und kamen so oft Juden- verfolgungen vor!') Mehrmals kassierten die Kaiser selbst große Summen, welche die Adeligen den Judeu schuldeten, indem sie erklärten, des Reiches Fürsten, Ritter und Städte seien den Juden soviel schuldig, daß sie landslüchtig werden müßten, wenn sie zur Zahlung angehalten würden. Kein Wunder daher, wenn auch unser Marquard auf die Juden schlecht zu sprechen war. Und weil er ein Mann der Tat war, wenn auch bisweilen unkluger Tat, so ergriff er eines Tages einen Juden aus Lindau uud führte ihn im Vereine mit seinem Schwiegervater Burkart v. Ellerbach )̂ und Swigger Tnmb v. Neuburg auf die Wasserburg in das Burgverließ, aus dem er nur gegen großes Lösegeld entlassen wurde. Nuu großer Lärm in Lindan über diese Rechtsverletzung. 
Weil sich durch diesen Vorfall bei dem damaligen Hasse der Städte gegen den Adel ein glück- licher Vorwand bot, diesem Hasse Luft zu machen, wurden von Lindau die Seestädte zur gemeinsamen Rache aufgerufen. Am St. Johannistag (1358) rückte die vereinte Macht des Städte- bundes vor die Burg und zerstörte sie. Marquard und seine Freunde rächten zwar diese Tat, aber ihre Racheakte wurden wieder reichlich vergolten, so daß 
sie sich schon im folgenden Herbst zu einem demütigen Frieden mit der Stadt St. Gallen herbei- !) Stälin, Württemb. Geschichte, II. 244. 2) Burkart v. Ellerbach war Anführer der Oesterreichs gegen Zürich 13Z1 gewesen.
	        

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