Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1969) (69)

unmündig gehalten, hatte ja auch mit dem Beitritt zum Deutschen Bund nicht das geringste zu tun. Dieser Entschluss wurde vom Fürsten in alleiniger Machtvollkommenheit gefasst, kraft seiner Souveränität; allerdings war sein Entschluss durch die aussenpolitischen Umstände bedingt gewesen. Dem Volk zeigten sich erst durch die innenpolitischen Folgen die Wirkungen des Deutschen Bundes. Was die Aussenpolitik betraf, so wurde diese von dem Fürsten allein bestimmt. Der Einfluss des Deutschen Bundes in aussenpolitischen Angelegenheiten betraf hauptsächlich Vertragsabschlüsse mit anderen Staaten. Schon vor Ab- schluss der Bundesakte trat Liechtenstein gemeinsam mit den anderen deutschen Staaten der Viermächte-Allianz gegen Napoleon bei durch den Akzessionsvertrag vom 27. April 1815.23 Ratifiziert wurde der Bei- tritt zur Viermächte-Allianz erst am 3. Juli 1815.24 Am 18. Oktober 1815 vollzog Fürst Johann die Akzession zur Wiener Kongressakte vom 9. Juni desselben Jahres, die das Gesamtergebnis des Kongresses festhielt und in welche auch die Bundesakte aufgenom- men worden war.25 War Liechtenstein bei diesem wichtigen Vertrag vertreten, so fehlt seine Unterschrift auf der Urkunde vom Zweiten Pariser Frieden vom 20 November 1815,26 der hauptsächlich Gebiets- fragen der deutsch-französischen Grenze regelte.27 Liechtenstein trat aber dem anderen grossen, internationalen Abkommen bei, der «Heili- gen Allianz» vom 26. September 1815.28 Die Hl. Allianz, ein «Versuch, Europa in dem Gedanken des allgemeinen Christentums zu einer soli- darischen Einheit zu gestalten»,29 vereinigte sämtliche christlichen, europäischen Staaten.30 Angeregt wurde die Allianz von Zar Alexander, beeinflusst von «romantisch-mystischen Geistern».31 Die anderen Staats- 23 Martens NR II, 138 ff. cf. Huber I, 557. 24 Liechtenstein war vertreten durch Wiese. — DZA, FL Staatsverträge Nr. 2: von Johann I am 3. Juli 1815 ratifiziert. 25 Martens NR VII, 213, unterzeichnet in Gera. - DZA, A.A.I. Rep. I, Nr. 326. 26 Descamp/Renault, 431. 27 cf. Huber I, 579. 28 Huber, Dokumente, Nr. 28. 29 Hantsch, 284. 30 Die Türkei und der Vatikan traten der Hl. Allianz nicht bei; auch England vermied den formellen Beitritt. 31 Gebhardt III, 92. 217
	        

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