Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1969) (69)

beitrage liegt aber im Rahmen der übrigen Forderungen dieses «Bitt- gesuches», die alle darauf hintendierten, Mitbestimmungsrecht in Lan- desangelegenheiten und Befreiung von Abgaben zu erhalten und schon die Entwicklung der Forderungen von 1848 vorbereiteten. Die Tendenz des Fürsten ging dahin, den Schulfonds so weit zu vergrössern, dass das gesamte Schulwesen daraus bezahlt werden konnte, ohne weiteren Anspruch auf Gemeindebeträge, damit das Schulwesen auch ohne Ein- fluss der Gemeinden «in den ausschliessenden Bereich der Staatsver- waltung» gezogen werden könnte.6 Hier zeigt sich deutlich die Absicht des Landesfürsten, den Gemeinden möglichst wenig Mitspracherecht einzuräumen und die zentralistische Regierungsform so viel als mög- lich in eigenen Händen und denjenigen der Hofkanzlei und des Ober- amtes zu behalten. Immer wieder mussten an die Gemeinden und die Eltern Mahnungen und Befehle geschrieben werden. Die Gemeinden mussten wegen der Schulhausbauten gerügt werden, die vielfach ver- nachlässigt wurden. In Ruggell z. B. war schon 1828 ein Platz für den Neubau einer Schule ermittelt und das Holz in Bereitschaft gestellt worden. Das Holz wurde aber wieder anderweitig verwendet und auch sonst unternahm die Gemeinde keine weiteren Vorbereitungen zu einem Schulhausbau. Pokorny mahnte vergeblich, dass ungesäumt die notwenigen Massregeln zu treffen seien, «die der Bau dieser neuen Schulstube erfordert».7 Gebaut wurde das Schulhaus in Ruggell erst vier Jahre später.8 In allen Gemeinden waren Neubauten notwendig, doch wurden sie meist erst nach mehrfachen Mahnungen und Drohun- gen errichtet. In Gamprin wurde 1843/44 ein neues Schulhaus erstellt. Auch hier wurde der Bau lange hinausgezögert. Die Frage des Platzes gab Anlass zu Streitigkeiten und das Holz, das zum Bau bereitlag, ver- faulte zum Teil. Im Gedenkbuch der Schule Gamprin heisst es:9 «Da zum Schulhause kein eigener Platz zur Ablagerung vorhanden war, wurde es lange Zeit gepflogen, das Holz in langen Stücken quer vor die Eingangstür und das Tor zum Brandspritzenlokal zu legen, so dass man über das Holz zur Thüre steigen musste, bis dasselbe aufgespalten wurde». 6 LRA NR 23/30, 17. April 1832; HKW an OA. 7 LRA NR 31/1, 16. Sept. 1832; OA an Gemeinde Ruggell. 8 Gedenkbuch der Schule Ruggell. - 9 Gedenkbuch der Schule Gamprin. 152
	        

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