Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1968) (68)

ihm, wie vermerkt, einen Meierturm sehen. Auch aus dem Beschrieb von Landvogt Joseph Schuppler aus dem Jahre 1826 ist der alte Typus des Meierturmes ersichtlich: ein Erdgeschoss mit zwei kleinen Kellern, darüber das erste Stockwerk, bestehend aus zwei Zimmern und einer kleinen Küche, und im zweiten Stockwerk zwei Zimmer.0 Vor der Kapelle und dem etwas zurückgesetzten Tschaggaturm und der nördlich anschliessenden heutigen Musikschule lag der Richtplatz der oberen Landschaft mit der Linde, unter der «an offen des richs strass» das Maien-.und Herbstgericht tagte und wo auch die Wahl der Land- ammänner stattfand. An der Stelle, an der das Regierungsgebäude steht, säumten ein Hofgebäude und Stallungen den holperigen Reichsweg. Leicht nach Norden abgedrängt ein «Hülzi Haüss», das um 1600 Schul- haus war, nachdem es vorher als Zollhaus gedient hatte. In logischer Abfolge der Fuhktionsmöglichkeiten wurde aus dem ehemaligen Zoll- und Schulhaus ein «Waschhäusel» und nach 1841 ein Schelmenhäuslein für Arrestanten, Vaganten und «Schüblinge». Nach Norden schloss sich dann das neue Amtshaus oder — wie der Bau auch genannt wurde — die Landvogtei an (erbaut um 1600). Dann folgte der alte «Hirschen», der 1637 in obrigkeitlichen Besitz kam und heute zum Liechtensteini- schen Landesmuseum umgebaut wird. Nach Süden lockerte sich die Häusergruppe rasch auf. Vor allem ein Bau war hier von, geschichtlicher Bedeutung: das Wohnhaus des ersten Hofkaplans. Das Haus gehörte in seinen Fundamenten zweifel- los zum Urbeständ der ganzen Gruppe. Noch Fetz verwies das Haus ins 17. oder 18. Jahrhundert.7 Bei näherer Überprüfung in jüngster Zeit aber musste der gut erhaltene Keller ins 13. Jahrhundert datiert werden. Der in Privathäusern äusserst selten anzutreffende und zudem sehr gut erhaltene Befund wurde geschützt und in das neue Kaplaneihaus ein- gebaut, während das übrige Haus dem Neubau weichen musste. Vor dem Haus mochte schon im Spätmittelalter ein Weinberg gelegen ha- ben; im Churer Urbar des Domkapitels ist im 14. Jahrhundert die Rede von «des pfaffen wingarten von sant flurin».8 Im 18. Jahrhundert drück- ten vom nahen Wald Wildwuchs und Stauden gegen den ehrwürdigen 6 Liechtensteinisches Regierungsarchiv, B 1, 21. März 1826. 7 Fetz Joh. Franz, 1. c, 250. 8 LUB 1/1, 334. 224
	        

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