Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1968) (68)

Vor Angst, dass jemand von ihrem verwerflichen Tun, dem Abwer- fen der Pestleichen am Vorabend, erfahren könnte, holten sie die neue Pestleiche schon beim Morgengrauen ab und zogen mit derselben auf ihrem Handschlitten wiederum in Richtung Friedhof Bendern. Als sie zu der Stelle kamen, an welcher sie am Vorabend die drei Pesttoten, von denen einer noch sein Bein bewegt hatte, auf so einfache Art in den Schnee abgeladen hatten, hoben sie die drei Leichen ebenfalls auf den Schlitten und fuhren damit zum Friedhof in Bendern, wo nun alle vier Leichen beigesetzt wurden. Nach der Beerdigung gelobten die vier Schlittenführer, an der Stelle, wo sie am Vorabend die drei Leichen in den Schnee geworfen hatten, zur Sühne ein Bildstöckchen zu errichten, dessen Erstellung dann auch sogleich im Frühjahr in Angriff genom- men wurde. Es soll seither keinen Pesttoten mehr am Schellenberg gegeben haben. Auch das früher beim Gasthof «Adler» in Bendern gestandene Bild- stöckchen, nunmehr ersetzt durch eine Mauernische, enthaltend eine Kreuzigungsgruppe, soll ein «Pestkappile» gewesen sein. Früher habe die alte Strasse von der Benderer Kirche zum Schellenberg beim «Adler» vorbeigeführt. «Kappile» im Gampriner Feld (Abb. 24) Über dieses so markante und irgendwie im Verhältnis zur dortigen Kanal- und Strassenführung ganz eigenwillig inmitten der Mais- und Kartoffeläcker stehende «Kappile» ist geschichtlich leider nichts zu er- fahren. Dagegen erzählte mir ein Ruggeller Landwirt, dass bei der grossen Rheinüberschwemmung im Herbst 1927, anlässlich welcher sowohl in Bendern, Gamprin und Ruggell viele Häuser schweren Schaden nah- men, an diesem «Kappile» weder das darin befindliche grosse Kreuz, noch der Betschemel, noch das «Kappile» selbst, ja nicht einmal ein Dachziegel beschädigt oder weggerissen wurde, obwohl das Hochwas- ser dort mit voller Wucht haushoch Ruggell zu floss. 156
	        

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