Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (67)

«Über Erziehung für Erzieher», 1807). Kaisers Hingabe zur Sache der Lehrerbildung hängt sicherlich auch mit dem Pestalozzi'schen Einfluss zusammen, da Lehrerseminare zu der Zeit in der Schweiz erst am Auf- kommen waren. Durch seinen Unterricht bei den angehenden Ele- mentarschullehrern konnte Kaiser Pestalozzi'sches Gedankengut im katholischen Kantonsteil Graubündens weit verbreiten. In seiner Zeit war Peter Kaiser eine oft umstrittene Persönlichkeit; er wurde sowohl von Liberalen als auch von Klerikalen angegriffen. Im Rückblick aber scheinen alle über seinen Wert als Pädagogen einig zu sein, und man bekommt das Gefühl, dass er gewissermassen als Prü- gelknabe der rücksichtslosen Politiker der Kulturkampfzeit gedient hat. Er erhielt aber auch glänzende Zeugnisse: Pestalozzi drückte seine Be- friedigung über seinen Angestellten in einem noch erhaltenen Empfeh- lungsschreiben aus; Abt Adalgott von dem Stift Disentis konnte auch seine «Achtung, Ehre und grosses Lob» für Rektor Kaiser schriftlich niederlegen, indem er von der «Weisheit, Klugheit und Ruhm» seiner Schulleitung sprach; ein Zeitungsnachruf nannte ihn «eine Zierde der Kantonsschule», während seine Kollegen Rauchenstein und Sgier aus- sagten: «Er war immer derselbe treue, gewissenhafte Lehrer, dem die sittliche und geistige Förderung der Jugend höchster Lebenszweck war». Bei den Schülern war er so beliebt, dass einmal, als sein Rücktritt ge- fordert war, sie ein Schreiben an den Schulrat einsandten, um ihren Vorgesetzten zu verteidigen. Was seinen Unterricht betrifft, war er be- stimmt ein begnadeter Lehrer; auch im besagten Schülerschreiben steht zu lesen: «Wir möchten nur herzlich wünschen, dass wir immer einen solchen Unterricht geniessen würden». Schliesslich war Kaiser ein sehr menschlicher Pädagoge, der die ihm anvertrauten Zöglinge jederzeit mit Fürsorge behandelte; er schrieb einmal: «Meine Ansicht war immer: 1, zu bewirken, dass die Schüler gern hier sind, 2, dass sie das Gefühl erhalten, man sorge in aller Beziehung für sie, 3, dass sie die Über- zeugung bekommen: sie haben etwas gelernt». Auch zum liechtensteinischen Schulwesen hatte Peter Kaiser etliche Beziehungen. Als Abgeordneter des Fürstentums an der Versammlung des Deutschen Bundes in Frankfurt kümmerte er sich unter anderem über die damals darniederliegenden liechtensteinischen Volksschulen. Er schrieb 1848 an Dr. Karl Schädler: «Dem Schulwesen muss grosse Sorgfalt zugewendet werden, damit wir brauchbare Leute erhalten». 141
	        

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