Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (66)

rung dienen und nur an dem in der Tiefenachse liegenden Portal deko- rative Elemente aufleben lassen, sind Merkmale, die dieses Bauwerk mit den früheren Arbeiten in Feldsberg in Verbindung bringen. Die offene Reitschule charakterisiert deutlich die Bauweise Ospels, welche durch das Einsetzen von Portalen in die strenge Erdgeschossfront gege- ben ist. Die gesamte Anlage erscheint dadurch aufgelockerter. Das Hauptportal, welches in die gedeckte Reitschule führt, ist in seiner Grunderscheinung, die durch die Dreiachsigkeit, die Form der Tore, sowie die Gliederung durch Pilaster bestimmt wird, mit sämtlichen Portalen von Feldsberg verwandt. Eine Verwandtschaft mit diesen ist auch im dekorativen Beiwerk der Pilaster festzustellen, die in beiden Fällen mit Kartuschen geschmückt sind. Die Zeichnungen von Delsenbach beweisen, dass es sich bei den Stallungen, der Reitschule und dem daran anschliessenden Wohnge- bäude nicht um einen einfachen Nutzbau handelte, sondern um ein architektonisch bedeutendes Bauwerk. In der Anordnung der Portale lehnt der Hof der offenen Reitschule an Fischer von Erlachs Reitstall- gebäude zu Eisgrub an, welches der Künstler in den Jahren 1688 bis 1698 für Johann Adam Andreas von Liechtenstein errichtete.1) Ospel, der dieses Bauwerk sicher gesehen hat, scheint bei seinem eigenen Reitstall die Idee Fischers übernommen zu haben, welche sowohl in der Längsachse als auch in der Querachse des Hofes ein Portal vor- schreibt. In allen anderen Punkten aber, steht dieses Werk ausserhalb des Ideenbereiches Fischers. Die den Hof einfassenden Gebäude auf den beiden Längsseiten sind, da es sich dabei um blosse Stallungen handelt, sehr einfach. Nur ihre Portale verleihen ihnen architektonische Bedeu- tung, welche in der im Hintergrund der Zeichnung dargestellten ge- deckten Reitschule ihren Höhepunkt erreicht. Zusammenfassend können wir sagen, dass alle drei Liechtensteini- schen Bauten in erster Linie vom Freiraumgedanken italienischer Gartenpaläste des 17. Jahrhunderts geprägt sind. Die leichte Theatralik in den Gesamtanlagen von Feldsberg und Wilfersdorf erinnert an Ospels Studien bei dem Theaterarchitekten Ferdinando Galli-Bibiena, ') Wilhelm, Franz: Bauherr und Architekt des Reitstallgebäudes in Eisgrub, Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Bd. VII, 1930, S. 224. 93
	        

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