Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1967) (66)

In des Waldes tiefsten Gründen, in den Höhlen tief versteckt, schlief der kühnste aller Räuber, bis ihn seine Rosa weckt.17) Die weiteren Strophen können in allen Liedersammlungen des 19. Jahrhunderts nachgelesen werden. Die Weise mußte später auch dem beliebten Liede «Preisend mit viel schönen Reden ...» von Justinus Kerner dienen.18) Von hier aus ist's nicht mehr weit zur Moritat. So werden Lieder genannt, die stark kriminellen Einschlag haben und früher auf allen Jahrmärkten von Bänkelsängern zur Belustigung und Abschreckung vorgetragen wurden. Bei Meister Hemmerle fand ich zwar kein Lied solcher Art, wohl aber eine saftige Parodie auf derartige «Blüten deut- scher Reimkunst». Die Einführungsstrophen seien mitgeteilt, der «Fall an sich» ist uninteressant. So manche grause Moritat passiert noch heut, die über viele Menschen bringet Not und Leid: der Vater bringt die Kinder um, die Frau den Mann, und mancher aus Verzweiflung fängt das Saufen an. So hat nun in jüngster Nacht einer eine Tat vollbracht: grausig, lausig, ruppig, struppig, hundsgemein, sperrt sein Weib in den Keller ein, rupft sie, stupft sie, knüpft sie, pufft sie, murkst sie ab, bis sie ihren Geist aufgab.19) So gehts weiter durch 14 Strophen ! ! Man sieht, dieses Lied ist nicht ernst zu nehmen; der Verfasser will durch Häufung tollster Begeben- heiten die ganze Gattung der Moritaten lächerlich machen. Ob es ihm gelungen ist, lässt sich füglich bezweifeln. Der Teufel lässt sich nicht durch Beelzebub austreiben. Versuche es heute jemand, die blöden Schlagertexte zu verulken; es kann ihm passieren, daß er daraufhin in allem Ernst als größter, d. 
h. derzeit größter Held des Tages geprie- sen und auf den Schild erhoben wird. Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. 62
	        

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