Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

Ein junger Mesner hielt mit einem Kameraden bei einem Toten Nachtwache. Um Mitternacht hörten sie Leute vor dem Hause vorbei- gehen. Sie schauten hinaus und sahen am Schluss den Pfarrer mit dem Mesner. Nun wusste der junge Mann, worum es ging, und er sagte, ganz bleich geworden: «Das gilt mir !» Bald darauf wurde er krank, und in wenigen Monaten starb er. Ein Jüngling hörte in der Nacht Schritte auf der Strasse und wun- derte sich, dass noch so spät Leute vorbeigehen. So schaute er zum Fenster hinaus, und auch der Hund sprang auf, gab aber nicht zu erkennen, dass er etwas bemerkte. Der Jüngling ärgerte sich darüber, zeigte hinunter und schlug den Hund sogar, weil er nicht meldete. Aber bald erschrak er, als er einen Leichenzug vorübergehen sah und feststellte, dass er selbst als letzter mitschritt und nur mit einem Beine in der Hose war, genau so wie er gerade dastand. Am nächsten Tage starb er an einem Blutsturz. Auch auf Lavadina hat ein alter Bauer im Nachtvolk einen Mann gesehen, der keine Schuhe anhatte und in schwarzen, schafwollenen Strümpfen ging. So stand er selbst da, denn er hatte sich dem Gang vom Bett zum Fenster die Schuhe nicht angezogen. Von jetzt an hatte er keine gesunde Stunde mehr und starb als nächster im Dorfe. ZWEI SÄRGE 104 Ein Mädchen sass einmal mit seiner Mutter noch spät in der Nacht in der Stube. Da hörten sie vor dem Hause Schritte und ein Murmeln, das sie nicht verstanden. Vom Fenster aus sahen sie das Nachtvolk, und im Zuge wurden zwei Särge mitgetragen, weisse, wie man sie für Unverheiratete brauchte, einer gross, der andere klein. Die Mutter sagte noch, sie sehe auch etwas wie Holz, das irgendwo herunterstürzt. Drei Tage darauf starb im Dorf ein lediger Mann, und am Tage seines Begräbnisses verunglückte ein Kind, das beim Holzen in der Alp zuschaute. 87
	        

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