Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

V. Schrättlig und Doggi Sie sind dasselbe: Was in den Talgemeinden der Schrättlig ist, heisst auf dem Triesenberg wie in der alten Walserheimat das Doggi. Schrättlig oder Doggi ist ein drückender, manchmal auch saugender Nachtgeist, ein Dämon, der schlafende Menschen, besonders oft Kinder überfällt, ihnen den Atem nimmt und sie unfähig macht, sich im Bett irgendwie zu bewegen. Er plagt auch das Vieh, das verstört und schwitzend im Stall steht, wenn der Bauer am Morgen hineinkommt. Ein Pferd hat dann die Schwanz- und auch die Mähnenhaare zu einem Zopf geflochten, der nur mit grösster Mühe aufzuknüpfen ist, zum Schrättligzopf. Die Erscheinung des Alptraumes und des Alpdruckes ist als Sage uralt, und schon in der Antike finden wir die natürliche Erklärung; dieser Sagenkreis ist auch in Europa in verschiedenen Formen weit verbreitet. Bei uns steht der Schrättlig im Zusammenhang mit dem Hexenwerk: Wie bei den Hexengeschichten kommt nach dem Schadenstiften eine Nachbarin, um etwas auszuborgen, und entlarvt sich dadurch als der Schrättlig, oder eine Katze erscheint; auch hier ist die Tiergestalt nur die Hülle für die Zauberin. Selten wird der Schrättlig oder das Doggi überhaupt sichtbar; beim Erwachen ist die Erscheinung verschwunden. Vielfältig sind die Abwehrmittel gegen das Plagen, das nie tragisch endet. Kein Kind wird getötet, kein Vieh verdirbt, der Alpdruck hört eben auf, plötzlich, wie er gekommen ist. Die Hexe ist bösartig, der Schrättlig nur ein Plagegeist. Noch heute werden solche Geschichten erzählt, und es wird kaum ältere Leute im Lande geben, die nicht wissen, was der Schrättlig oder das Doggi ist. 77
	        

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