Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

lieh von der Sennhütte weggebracht. Wie er ihn beschworen habe, da habe der Geist des Sücca-Keres gebeten, dass man ihn wenigstens auf der Höhe oben lasse, wo er noch die Schellen des Sücca-Senntums hören und auf seines Vaters Gut hinabschauen könne. Und dann ist er in das Loch auf der Höhe. Hernach habe man auf der Sücca wieder Knechte bekommen, weil man vom Keres nichts mehr gesehen habe. Nach einer anderen Erzählung wurde der Keres von zwei Kapu- zinern in das Loch auf die Höhe Schindelries gebannt, das heute noch «Keres-Loch» genannt wird. Auf die Frage der Kapuziner, warum er wandeln müsse, habe er gesagt: «Nicht der Diebstahl hat mich ver- dammt, sondern der Eid». Einmal wollten Schulmädchen Alpstöcke, die von den Alpknechten zurückgelassen worden waren (man war von der Alp schon abgefahren), mitnehmen, denn sie wussten, dass schön geschnitzte und geringelte Alpstöcke von den Hirten zurückgelassen werden. Als sie gegen die Hütte kamen, wurde der Laden im Giebel aufgeschlagen, und ein Mann mit breitem Gesicht, rotem Brusttuch und Lederkappe schaute heraus. Mit dem Ausruf: «Der Keres !» sprangen sie davon. Ein andermal sind der ganze Fasel Geissen von der Sücca plötzlich auf und davon, wie von Wölfen getrieben, und sie sind bis auf den hintern Heubühl gesprungen, und der Hirt wusste nicht warum. Da sah er dann, wie der Keres das Fenster öffnete und herausschaute. Die Geissen sind merkiger als ich, dachte er bei sich. Eine Geiss einer armen Witwe fiel in das Keres-Loch und konnte nicht mehr heraus. Der Hirt liess sich anseilen und stieg hinunter, um die Geiss zu holen. Auf einmal glaubte er in einem Licht auf einem Stein eine Hand zu sehen, die drei Finger wie zum Schwur emporhielt. Vor Schrecken suchte er so schnell als möglich aus dem Loch zu kom- men. Die oben zogen ihn heraus, und dann hat man auf das Loch Holz gehauen und es zugedeckt. Zwei Buben gingen beim Keres-Loch vorbei, und einer warf Steine hinein. Auf einmal kam er ganz bleich vor Schrecken dem anderen nachgesprungen und erzählte, wie ein Mann aus dem Loch heraus- gekommen sei. 39
	        

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