Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

DER UNTERGANG VON TRISONA 16 Das Dorf Triesen war einst eine schöne Stadt und hiess Trisona. Die Bewohner aber lebten gottlos, so dass grosse Strafe über sie hereinbrach. Es flog ein Engel mit einem feurigen Schwert in der Hand über die Stadt und rief: «Wer dem Untergang entgehen will, fliehe gegen Sant' Amerta !» Aber nur ein einziges Weib folgte dem Ruf. Seine zwei Kinder Hess es daheim und gab ihnen gedörrte Obstschnitze zum Naschen und Spielen. Das Weib kniete im Kirchlein nieder und betete, als ein furcht- bares Getöse sie aufschreckte. Sie trat unter die Türe und sah zu ihrem Entsetzen das ganze Trisona durch eine Rüfe überschüttet. Jammernd schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und wusste nichts an- deres zu tun, als wieder in die Kapelle zu fliehen und zu beten. Als sie abermals heraustrat, war ganz Trisona untergegangen, nur ihr Haus stand noch, und als sie dahinkam, sassen die zwei Kinder in der Stube hinter dem Tisch bei den Schnitzen. Dieses Haus zeigt man noch heute. Es sticht durch Grösse und Alter- tümlichkeit von allen anderen Häusern ab und ist auch in der ganzen Gasse das einzige, das eine «Bsetzi» hat. Auf der Anhöhe über dem Dorfe steht unversehrt die Sant-Amerta- Kapelle. DIE DREI SCHWESTERN 17 Die älteste Fassung der Sage finden wir in den «Mythen und Sagen Tirols» von Alpenburg, erschienen im Jahre 1857: Im Westen von Frastanz, an der Grenze von Feldkirch, zieht sich eine Gebirgskette südlich gegen das Fürstentum Liechtenstein hinüber, aus welcher ein merkwürdiger kahler Gebirgskopf, der zugleich die Grenzmarke bildet, sich malerisch emporhebt und «die drei Schwestern» genannt wird, an welchen die Frastanzer Alpen anstossen. Hierüber erzählt die Sage: Vor überlanger Zeit kam oftmal ein Venediger Manndl in diese Gegend und holte von hier, vorzüglich aber vom nahen unbewohnten, jetzt waldigen Saminathale, welches zwischen den drei Schwestern 33
	        

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