Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

befremdet, ist der streng wissenschaftlich beschriftete Aufbau der Ab- schnitte28), z.B. «I. Sylben mit Anlaut», «II. Sylben mit Auslaut», «VI. Zweisylbige Wörter mit Haupt- und Nachsylben (und gemischte)», «X. Ein- und mehrsylbige Wörter mit mehrfachen Mitlauten», «XI. Deh- nung der Silben durch Verdoppelung des Selbstlauts bezeichnet» usw. Was sollte ein wissensarmes Dorfschulmeisterlein (geschweige denn seine ABC-Schützen) mit solchem wissenschaftlichen Zeug anfangen? Allerdings wirkt der eigentliche Text im allgemeinen nicht so sehr ab- stossend. Aber auch hier finden wir Dinge, die alles eher als kinder- tümlich sind, z.B. das erbauliche Wort «Eltern und Kinder sind zu einer Haushaltung verbunden. Diese Verbindung sollen wir ehren»! Die Ein- führung in die Fraktur-Druckschrift nimmt etwas weniger als die Hälfte des Büchleins in Anspruch, dann kommen ein paar «Übungen im Lesen der lateinischen Schrift» und einige Gebete. Die zweite Hälfte besteht aus biblischen Erzählungen, meist ganz kurz gefasst. Im Gegensatz zu einer Fibel von heute wird die Handschrift gar nicht aufgeführt. Gruppe 2 (Ausgabe 1914 —1920) • Es verflossen 70 Jahre, bis das nächste liechtensteinische Lesewerk herausgegeben wurde. Während aber die ältesten Bücher ganz neutral im Charakter waren, und das Wort «Liechtenstein» lediglich auf dem Titelblatt zum Vorschein kam29), wurde die nächste Gruppe wirklich auf liechtensteinische Bedürfnisse zugeschnitten. Die Entstehungsge- schichte des ersterschienenen Werkes dieser Reihe wird in einem kur- zen Zeitungsartikel30) dargestellt: Die alten Lesebücher von Haesters waren vergriffen, die neue Ausgabe entsprach den liechtensteinischen Schulverhältnissen nicht, als Ersatz wurde das «Lesebuch für die katho- lischen Volksschulen Württembergs» eingeführt31), dann aber war auch dieses nicht mehr erhältlich. Endlich entschied man sich für die Schaf- -8) Was vielleicht doch auf die Mitarbeit eines Sprachwissenschaftlers deutet, der sonst mit der Volksschule wenig zu tun hatte ! 29) «Der Kinderfreund» war ja bloss eine Sonderausgabe des bewährten Lehr- mittels des P. Aegidius Jais; beim anonymen «ABC- und Namenbüchlein» handelt es sich wahrscheinlich um einen ähnlichen Fall. 30) Liechtensteiner Volksblatt vom 13. 6. 1914. 31) Das Oberklassbuch wurde 1904 eingeführt (Gedenkbuch der Schule Trie- senberg). 221
	        

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