Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

gelegenen Eschnerberg. Immerhin darf man annehmen, dass die Orts- namen Schaan, Triesen, Eschen, Nendeln und Bendern bereits aus vorrömischer Zeit stammen. Im Jahre 15 v. Chr. wurde das Land von Drusus und Tiberius unter- worfen und vom Statthalter der Provinz Rätien zunächst von Augsburg aus regiert. In dieser Zeit hat die Romanisierung des Gebietes begonnen. Sie wurde aus politischen Gründen offenbar recht gründlich durch- geführt. Latein wurde die allgemeine Verkehrssprache und aus der Mischung beider, der ehemaligen (vorrömischen) rätischen Sprache und des Lateinischen entstand das sog. Rätoromanische. Dies blieb nun längere Zeit, etwa bis ins ins 14. Jahrhundert, die allgemeine Umgangs- sprache. Das heutige sprachliche Bild erhielt seine Grundlage jedoch durch die Germanisierung des Landes. Hiebei haben wir zwei Richtungen zu unterscheiden, die erste und entscheidende durch die vom Norden ein- dringenden Alemannen und eine zweite durch die Walserwanderung. Im 5. Jhd. n. Chr. hatten sich die Alemannen, die vom Norden nach Süden vordrangen, im Rheintal bis zur Höhe der Linie Hirschensprung- Götzis festgesetzt. Von hier aus erfolgte die allmähliche Durchdringung des rätoromanischen Südens mit alemannischem Sprachgut. Gestützt wurde diese Entwicklung, als Karl der Grosse im Jahre 806 die Gauver- fassung und -Verwaltung einführte, welche die Grundlage für die spä- teren erblichen Herrschaften des Hochmittelalters wurden. Die regie- rende Oberschicht und der Klerus waren vorwiegend deutschsprachig und förderten die Germanisierung, weil die Kenntnis des Deutschen für die romanisch sprechenden Untertanen sehr von Vorteil war. Wie P. Meinherz in der auf Seite 185 zitierten Arbeit (Seite 212 ff.) an Hand von Gerichtsprotokollen nachwies, drang die deutsche Sprache7) im 9. Jahrhundert schon ins südliche Rheintal vor. Im 13. Jhd. dürfte man im Gebiet von Feldkirch bereits deutsch gesprochen haben und von hier aus kam die neue Sprache im heutigen liechtensteinischen Unterland zur Vorherrschaft; es gehörte damals bereits schon zur Herr- ') Man muss sich jedoch bewusst sein, dass es sich um das sog. Althoch- deutsche, wie es im alemannischen Sprachraum gesprochen wurde, handelt. Wie dieses beschaffen war, wissen wir leider viel zu wenig, als dass man die einzelnen Etappen des Germanisierungsprozesses genauer bestimmen könnte. 186
	        

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