Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)

ERLÖSUNG DURCH EINEN WUNSCH 154 Unter dem alten Mesnerhaus in Triesenberg war in den Fronfasten- wochen ein Geist zu sehen. Eines Abends begegnete er einem Manne und nieste gerade. «G'sundheit!» rief ihm der Mann zu, und der Geist antwortete: «Das nützt mi nüt». In einer anderen Nacht kam es zu einer neuen Begegnung. «Half dr Gott!» war jetzt der Wunsch, und dreimal blieb er gleich. «Jetz hascht mi erlöst!» rief dankend die Gestalt, und nie mehr war sie zu sehen. DER GEIST DER NIESEN MUSS 155 Früher kamen die Balznerinnen, die in der Triesner Fabrik arbeite- ten, immer zu Fuss und meist singend oder betend am frühen Morgen daher, und am Abend gingen die Mädchen wieder Arm in Arm heim. An einem Winterabend waren alle schon heimgegangen, und nur ein Mädchen war zu Besorgungen zurückgeblieben und machte sich allein auf den Heimweg. Bei der Balzner Mühle hörte sie plötzlich ganz dicht neben sich niesen, schaute nach allen Seiten, konnte aber niemand sehen. «Helf dir Gott!» wünschte das Mädchen, und sie sagte es immer wieder, so oft das Niesen des Geistes zu hören war. Als sie beim Friedhof ankam, wurde es ihr zu dumm, und beim neuen Niesen rief sie ungeduldig: «Wenn dir Gott nicht hilft, so hilf dir der Teufel!» Da sah sie eine Gestalt vor sich, die jammernd klagte: «Neunund- neunzigmal hast du für mich zu Gott gesprochen; hättest du es noch dieses eine Mal getan, so wäre ich erlöst gewesen, nun muss ich aber hundert Jahre warten». Und schon war der Geist verschwunden. 110
	        

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