Die Ulnae zweier rezenter weiblicher Graugänse der Münchner Sammlungen sind 149 mm lang (vgl. auch DRÄGER 1964 S. 25, REQUATE 1960a S. 52). Ein Femur weist als größte Länge etwa 76 mm auf, die größte Breite beträgt proximal 19,5 und distal 20 mm und die kleinste Breite der Diaphyse 7,2 mm (vgl. WÜRGLER 1956 S. 72, REQUATE 1960a S. 144, STAMPFLI 1962 S. 177, SCHATZ 1963 S. 29, DRÄGER 1964 S. 26). Die größte Länge eines Tarsometatarsus mißt schätzungsweise 89 mm, seine größte Breite distal etwa 19 mm, die kleinste Breite der Diaphyse 8 mm (vgl. DRÄGER 1964 S. 26). Eine Phalanx I des Hauptstrahls der Vorderextremität ist 36 mm lang. Die Größe der Gänse von Neuschellenberg entspricht der von Grau- gänsen. Die Graugans (Anser anser L.) ist die engste Verwandte un- serer Hausgans, die von ihr abstammt. Ihre Domestikation erfolgte ein- mal im 3. Jahrtausend v. Chr. in Altägypten (BOESSNECK 1960, 1962a). Wann die Graugans in Mitteleuropa zum Haustier wurde, ist noch nicht geklärt, vor allem weil es gewöhnlich nicht möglich ist, morphologisch zu erkennen, ob Knochenfunde von der Wildform oder von domesti- zierten Nachfahren stammen. DRÄGER (1964 S. 24) fiel bereits beim Literaturstudium auf, «daß die aus dem Mittelalter stammenden Gänse- knochen gern als ,Hausgans'knochen bestimmt werden» — so auch im vorliegenden Falle — «während man bei Knochen aus der Römerzeit die Bestimmung fraglich läßt». Dies gilt nochmehr bei vorrömischen Funden. DRÄGER fährt fort: «Der Nachweis, inwieweit die gefundenen Gänseknochen von Hausgänsen oder von auf der Jagd erlegten Graugänsen stammen, macht aber in beiden Zeiträumen die gleichen Schwierigkeiten. Die primitiven Hausgänse des Mittelalters standen der Stammform mindestens ebenso nahe wie die Gänse der Römerzeit». Nur Gänseknochen aus der Neuzeit lassen sich oft auf Grund der Größe von Wildgansknochen unterscheiden. 9. Die Haustaube (Columba livia domesticaj Die Haustaube ist mit 6 Funden belegt. Von mindestens drei Tieren war eines juvenil. 238