Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Nr. 5 Peter Kaiser an Alois de Latour 20. Februar 1842 Hochgeachteter Herr Landrichter ! Wir sind hier in einer schlimmen Lage und zwar deswegen, weil die Lehrer selbst nicht treu, sondern nur Miethlinge sind, mit wenigen Ausnahmen. Das ist's, was mich am meisten bekümmert. Darum muss die Hauptsorge dahin gerichtet sein, solche Lehrer zu erhalten, welche der Schule treu ergeben sind. Gerade der Verdacht, der nur auf Herrn Schw. fällt und die frühern trüben Ereignisse, die man alle dem fremden Professor zuschreiben muss, discreditiren am Ende auch die- jenigen von den Nichteinheimischen, welche der Sache treu sind.1) Auch erzeugt es eine Spannung zwischen den Einheimischen und Auswärtigen, welche nicht gut ist.2) Man darf niemandem trauen, alles ist voll Misstrauen und fürchten muss ich, dass auch manches unter die Schüler gebracht wird, was nicht recht ist, und dadurch geschieht der Schule ein moralischer Schaden. Meine Ansicht war immer: 1, zu bewirken, dass die Schüler gern hier sind, 2, dass sie das Gefühl er- halten, man sorge in aller Beziehung väterlich für sie, 3, dass sie die Überzeugung bekommen: sie haben etwas gelernt. Aber dies ist nur möglich zu erreichen, wenn alle Kräfte nach diesem Ziele wirken. Allein das Mistrauen ist reichlich gesät und aus diesem Grunde war es meine Meinung: 1. dass der Schulrath energischer auftrete, 2, dass man durch eine Art monarchische Verfassung sie allmälig zur Freiheit erziehe, 3, dass wenigstens drei Mal im Jahr ein Mitglied des Schul- raths sich hieher verfüge, alles gehörig an- und einsehe und in allen Dingen, die als erspriesslich und zweckmässig erkennt werden, den Rektor unterstütze und dass nicht allen die Handhabung aufgetragen wird der (?) Ordnung, sonst thut keiner etwas.3) Glauben Sie mir, hochgeehrter Hr. Landrichter, es ist mir nicht um dies oder jenes zu thun, sondern um die Schule und ich rede gegen meine sonstige Überzeugung, da allgemeine Dinge allgemein behandelt werden sollen: aber es sind nicht Menschen, die eine freie Bespre- chung aus Erfahrung kennen, darum gibt es nur Mistrauen und Streit. Nur über den Lehrplan, die Unterrichtsfächer und die Noten oder Censuren soll der Lehrer gehört werden, alles dem Rektor oder einer Commission oder dem Schulrath überlassen sein. Es geht gewiss viel besser, wenn der löbl. Schulrath diesen Vorschlag näher prüfen und 82
	        

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