Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

ner Katholiken wehrten sich dagegen unter Führung der bischöflichen Kurie. Kaiser war eher gegen die bisherige Monopolstellung der Kirche, wohl auch deshalb, weil ihre Schulen den Neuerungen der Pädagogik nur sehr zurückhaltend gegenüberstanden. Man sah hinter den neue- ren Methoden den Geist der Aufklärung. Die Scheiden des Guten und des Schlechten war noch schwierig. Aber Kaiser war in keiner Weise gegen die Kirche als solche, sondern zeigte stets seinen fromm-gläu- bigen Sinn, nachdem er einmal sich vertieft hatte. Die Briefe, welche hier folgen, zeigen Kaiser mit aller Deutlich- keit. Er ist der wohlwollende Freund der Schüler, aber wenn nötig auch der gestrenge Rektor. Kaiser hat Verständnis für Ferien, für Turnen, für alles, was der Jugend nützlich ist. Es geht ihm die Er- ziehung über das Wissen, obwohl er letzteres auch nicht unterschätzen will. Wie sehr gerade Einheitlichkeit der Erziehung und Konsequenz der Befehle wirken, betont er deutlich. Auffallend sind die allgemeinen Prinzipien, der Glaube an das Gute, das sich durchringen werde. Da- rin ist er noch etwa vom Geist des 18. Jh. erfasst, der nur allzu grossen Optimismus an den Tag legte. Wir geben seine Briefe im Originaltexte wider. Sie sind aber schwer zu lesen, nicht nur, weil sie oft schnell geschrieben sind, sondern weil Kaiser vieles abkürzt. Daher mussten manche Lesarten als fraglich angemerkt werden. Solche Ergänzungen stehen stets in runden Klam- mern. Die Klammern, die Kaiser selbst selten brauchte, sind daher auf- gelöst worden, um genau zu wissen, wer für den Text verantwortlich ist. Die Briefe fanden sich im sog. Latour-Archiv zu Brigels, wo sie heute noch aufbewahrt werden. Das Stiftsarchiv Disentis besitz davon Photokopien, auf Grund deren der Text hergestellt werden musste. Der Adressat war Alois de Latour (1805 — 1875), der den meisten Lesern unbekannt sein dürfte. Er stammte aus einer alten politisch angesehenen Familie von Brigels und hatte an den Hochschulen von Heidelberg, Jena und Berlin studiert. In der Heimat machte er eine glänzende Laufbahn. 1834 bis 1836 stand er als Landammann (Mistral) an der Spitze des Kreises Disentis (Cadi), bald darauf vertrat er als Landrichter auch den Grauen Bund in der Regierung (1838, 1840, 1842, 1844, 1847). Im neuen Staate von 1848 wirkte er als Nationalrat.'') ») Glogn 1944, S. 107— 108. HB LS IV. 611. Robbi J„ Die Standespräsidenten des Kt. Graubünden 1917, S. 45-46. 67
	        

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