Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

wünscht, der Tod das beste für ihn wäre. Es ist ein ohnmächtiges Ringen zwischen der Erinnerung ehemaliger Grösse und Kraft, und jetziger Schwäche, die durch Alter und die trübe Aussicht auf Gegen- wart und die nächste Zukunft noch vermehrt wird. Von seinen Freun- den zwar nicht verlassen, aber vermieden, weil sie ihm in solcher Umge- bung nicht helfen und nicht raten können, sieht der Greis den Verfall seines Hauses, den Untergang dessen, was er zu dauerndem Nachruhm gebaut glaubte, und hat nur den Trost, dass seine schriftstellerischen Arbeiten seinen Namen erhalten werden und das Andenken seiner Be- strebung, die eine andere Zukunft nützen und zur Reife bringen mag. Ihre Stellung ist durch die Umstände und Ihre Ausdauer würdiger und glücklicher geworden als je. Sie haben einen öffentlichen Beweis Ihrer Mässigung und Versöhnlichkeit gegeben. Jeder kann sehen, dass Sie das Recht verfechten. Ich bin überzeugt, dass Sie ihre jetzige Stellung kennen und würdig nützen werden». Und weiter heisst es: «Den jungen Pestalozzi kennt man als un- fähig, dem Schmid traut keine Seele. Man munkelt sogar vom ökono- mischen Verderben der Iferten-Anstalt. Wenn Schmid nicht einmal diesen Ruhm davon trüge, der laut genug ausposaunt worden: der Retter der Anstalt in ökonomischer Hinsicht zu sein, dann sollte man ihn aus der Schweiz hinauspeitschen, weil er ein vaterländisches Insti- tut, worauf jeder Schweizer stolz sein konnte, also vernichtet hat. Für die Schweiz hätte gewiss die Pestalozzische Anstalt bedeutend werden können, wenn nicht dieser Mensch alles besudelt hätte».87) Niederer und Kaiser wurden Freunde. Am 26. Januar 1843 schreibt Niederer an Rektor Kaiser in Chur: «Verwundern Sie sich nicht, diese Zeilen von mir zu erhalten. Sie betreffen ein gewiss Sie selbst interessierendes Anliegen. Ich bin aufgefordert, unserm sei. Freunde Nabholz88) ein ') Kaiser an Niederer in Iferten, Aarau, 2. März 1824; Ms. Pest., Zentral- bibliothek Zürich. s) Nabholz, Philipp Jakob (1782 in Villingen - 10. 10. 1842 in Meersburg), Theologe und Pädagoge, erster Direktor des Aargauischen Lehrerseminars, der ersten staatlichen Lehramtsschule der Schweiz, von 1822 bis 1834, war vorher bei Pestalozzi in Iferten als Schüler und Lehrer. Aus Aarau ver- trieben durch die radikale Politik des Kantons Aargau, wurde er 1834 Direktor des badischen Lehrerseminars in Rastatt und 1839 Leiter der neuerrichteten zweiten badischen Lehrerseminars in Meersburg, wo er 1842 starb. 38
	        

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