Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

helfen zu können, stärkte mich». Die Sache nahm aber eine völlig andere Wendung: Es setzte aus Pestalozzis nächster Umgebung ein Kreuzfeuer von Feindseligkeiten und Intrigen gegen die beabsichtigte Regelung ein, mit dem Erfolg, dass schliesslich Schmid erklärte, er könne den mit Kaiser vereinbarten Kontrakt nicht halten, weil — der junge Pestalozzi ihm die Vollmacht verweigere. Man bot Kaiser eine Entschädigung in Geld an, die dieser entrüstet ablehnte: «Ist das ein gerades Verfahren gegen mich, der ich dem Hause Gutes that und wohl wollte ? Gab es keinen andern Weg als diesen, mit mir ins Reine zu kommen ? Ich traute dem Schmid nie ganz, doch entschuldigte ich ihn. Seit ich ihn kenne, sehe ich viele der früheren Dinge, die mir dunkel waren, anders. Auch Pestalozzi kenne ich genau. Ich mache ihm kei- nen Vorwurf. Schrecklich genug, dass es unter solchen Händen so weit mit ihm gekommen».84) Zehn Tage später, am 26. August, verlässt Kaiser Iferten und zieht für kurze Zeit zu seinem Freund nach Lenz- burg, von wo er schreibt: «Iferten habe ich verlassen, und von Pesta- lozzi bin ich gut geschieden, obwohl ich ihn nicht mehr achte. Denn Du glaubst nicht, wie er täglich verliert an Liebe und Vertrauen. Mit- leid habe ich immer mit ihm . . . »85) Der Bruch mit Schmid liess Kaisers Versöhnung mit Niederer näher rücken. In einem Brief an Wurm v. 10. Dezember 1823 meint Kaiser: «Ferne vom Getümmel sehe ich die Sache ruhig an und muss doch Schmid für den Urheber des leidigen Zankes halten. Niederer hat sitt- liche Grundsätze und ist nicht ohne Gefühl für Würde und Grossmuth: Er würde einem andern Gegner als Schmid vieles nachsehen und gut gemacht haben; aber jetzo kann er nicht. Es bleibt doch wahr: Schmid ist schlecht. Ich habe es in meiner Geschichte erfahren und bin der Meinung, dass man dergleichen Dinge durchaus an sich erfahren muss, weil man sie sonst von einem Mann, der immer um Pestalozzi ist, nicht begreifen und glauben könnte. So geht es vielen: Sie glauben um Pestalozzis willen das Bessere».86) Am 2. März 1824 schreibt Kaiser aus seinem neuen Wirkungskreis Aarau an Niederer in Iferten: «Der Greis (= Pestalozzi) wird so bestürmt, dass in der That, wie er auch oft selbst 84) Essig, Olga: Panum 32, S. 27. 85) Kaiser an Wurm, Lenzburg, 26. September 1823; Panum 32, S. 27. 8G) Kaiser an Wurm, Aarau, 10. Dezember 1823; Panum 32, S. 27/28. 37
	        

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