Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Sache neue Gewährleistung geben und Freundschaften suchen. Nur muss ich streng arbeiten und meine Kraft prüfen. Ich muss Vertrauen erwecken. Glaubst Du nicht, dass dies der sicherste Weg sei, dem Greise seine letzten Lebenstage zu verherrlichen, ihm den Trost, die Überzeugung mit ins Grab zu geben, dass seine Sache fest stehe und täglich festere Wurzel schlage? An der Erhaltung der Grundsätze in ihrer praktischen Wahrheit und Ausführbarkeit ist alles gelegen».81) Pestalozzi, unfähig und zu müde, den Lehrerstreit zu schlichten und zu überwinden, bekennt Kaiser: «Lieber Kaiser, Mitleid ist alles, was ich fordern will, was ich noch vermag, für mein Werk zu thun. Mitleid wird mir niemand versagen.»82) Kaum einen Monat später berichtet Kaiser in ganz anderem Ton aus Iferten. Aller Optimismus ist ver- klungen. Eine persönliche Katastrophe hat sich ereignet. «Ich kann Dir auf Deinen Brief jetzo nicht antworten, nur einige wichtige Dinge will ich berühren. Ich kann's in Iferten im Schloss nicht mehr aus- halten. Ich habe Erfahrungen gemacht, die ich wünschte nicht ge- macht zu haben ... Im August, so gegen Ende, ziehe ich von dannen . . . Mein Urtheil steht fest? Sch(mid) ist ein moralisch schlechter Mensch ! Ein Egoist, dem es nur um sein liebes Ich zu thun ist, und der Pesta- lozzis Sache nicht führen kann. Und Pestalozzi, o lass mich schweigen ! Du wirst Dich über meine Veränderung wundern. Es ist keine Verän- derung. Es ist eine durch Thatsachen bewehrte Überzeugung. . »8:i) «Auf dringliche Fragen Wurms entschliesst sich Kaiser doch noch vor seinem Weggang von Yverdon zu genaueren Angaben. Aus einem viele Seiten umfassenden Bekenntnis persönlichster Beziehungen und Tatsachen erfahren wir (Brief vom 16. VIII), dass Peter Kaiser zu Maria Schmid, Joseph Schmids älterer Schwester, engere Beziehungen angeknüpft hatte, die sowohl der Bruder als auch Pestalozzi billigten. Um dem Paar eine baldige Verbindung zu ermöglichen, sollte ihnen die Mädchenanstalt als Wirkungsfeld übergeben werden, wozu Schmid von Pestalozzis Enkel die Vollmacht in Händen zu haben versicherte. Es wurde also ein Kontrakt abgeschlossen, und Kaiser sagt: «Mit den Punkten war ich zufrieden, und der Gedanke, Pestalozzi nun recht S1) Kaiser an Wurm, Iferten, 2. Juni 1823; Panum 32, S. 25. 82) Kaiser an Wurm, Iferten, 5. Juli 1823; Panum 32, S. 25. s:1) Kaiser an Wurm, Iferten, 2. August 1823; Panum 32, S. 26/27, 36
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.