Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

hervorgekommen, zurückkehren würden ! erst dann wäre eine neu- erschaffene Welt zu hoffen»1). Diese sich allein orthodox preisende Gotteswissenschaft sei an vielem schuld, unter anderem auch an der Vergiftung der Beziehungen zwischen Katholiken und Protestanten. Man müsse wieder zu einer «einfachen» Theologie zurückkehren, in deren Mittelpunkt die Hl. Schrift, das lebendige, lebenspendende Wort Gottes, die «ächte Quelle» der Gotteserkenntnis stehe. «Man wird mit Eckel und Wehmuth wahr- nehmen, wie blind man von dem rechten Wege abgewichen, die ächten Quellen vorbeygegangen, und dafür aus verlöcherten Sood- brünnen, die das Wasser nicht halten konnten, geschöpft hat. Man wird mit Schmerzen die Zeit bedauern, welche man über so unnütze Spitzfindigkeiten verloren, da man mit weniger Zeit, leichterer und angenehmerer Mühe die nämlichen Wahrheiten und Gründe hätte ausforschen können. Wäre man allzeit diesen Weg gegangen, so wür- den die unglücklichen Spaltungen, welche schon über zweyhundert Jahre die Kirche zerrüttet, nicht so lange gedauert, noch so viele neue Celsus, Porfyre und Julianen aufzutreten, sich gewagt haben»2). Auch die Kirche in ihrer äusseren Erscheinung unterzieht Pater Johannes einer strengen Kritik. Er wendet sich vor allem gegen die zu vielen Feiertage. Die barocke Sinnenfreudigkeit, die sich in einer theatralischen Liturgie auslebte, ist ihm zuwider. Das Schaugepränge im Gottesdienst müsse abgeschafft werden, fordert Pater Johannes und tritt für die sogenannte Aufklärungsliturgie ein, d. h. er sucht in der Liturgie das Reine, das Einfältige. All diese aufklärerischen Züge finden sich auch in seinem Schul- programm wieder. Wir greifen einige Dinge heraus. Praktischen Sinn kann man unserem Landsmann nicht absprechen. Er sagt, man müsse die Knaben, die sich für die Kunst interessieren, immer wieder in die Werkstätten der Künstler führen. Nur so erwache in ihnen die Lust zur Tat, nur so, im «handwerklichen» Unterricht forme sich ihr Können. ') «Wochenschrift», S. 183-184. 2) «Wochenschrift», S. 186. Der Sinn des letzten Satzes ist etwa folgender so hätte es nicht so viele Irrlehrer und Abtrünnige gegeben. Celsus war ein Philosoph des 2. Jahrhunderts n. Chr. und Verfasser einer Streitschrift gegen das Christentum. Bei «Julianen» denkt P. Schreiber an Julian Apostata, den von 361 — 363 regierenden römischen Kaiser. 161
	        

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