Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Waldbrandes lange ohne Waldmantel dagestanden und war der we- nige Humus vom Gewitterregen weggespült. Dr. Schorta hat sicher recht, wenn er auf das rasche Verändern des Aussehens einer Land- schaft hinweist. Ganz anders, d. h. viel klarer, sind die Verhältnisse beim Krüppel in Triesenberg. Da ist ein ziemlich mächtiger, kahler Fels zu sehen, also ganz so wie die Graubündner Cri(e)pel beschrieben werden. Ich gab meine Überlegungen und Bedenken Herrn Dr. Schorta brieflich bekannt, der mir dann schriftlich u. a. folgendes mitteilte: «Der Krüppel bei Schaan sieht, nach der Photo zu beurteilen, nicht gerade so aus, wie wir uns in Romanischbünden einen grip, grep oder cri(e)pel vorstellen. Aber nichts steht m. E. der Annahme entgegen, der Kopf könne einmal zur Zeit der Namengebung wie ein richtiger Felskopf ausgesehen haben. Es ist unglaublich, wie rasch sich manchmal ein Gelände verändert, sei es infolge eines Felssturzes, eines Erdschlipfes, infolge Veränderungen der Pflanzendecke. Ich sehe in der Geländeform keinen ernstlichen Grund, um von *GRIPP abzu- gehen. Hätten Sie in Ihrem Land einen einzigen Krüppel, dann Hesse sich allenfalls an ein Kompositum Grüt-Büel (Luzern), Höpel aus Höch-Büel (Aargau) und Assimilation von t + b zu -pp- wie 
in etwas zu öppas usw. denken. Aber zwei Grüt-Büel sind nicht wahrscheinlich. Da passt die (vor)romanische Wurzel besser». Der Name Krüppel ist übrigens in Schaan nicht auf diese Gelände- nase beschränkt; es gibt da noch einen Krüppelwald, ein Krüppeltobel, eine Krüppelrüfe, eine Krüppelwiese, eine Krüppeldole und vor allem Krüppelköpfe. Diese Krüppelköpfe stehen weiter hinten am Bergeshang und überragen den eigentlichen heutigen Krüppel. Sie haben auffal- lende kahle Felsflächen. Man könnte sich auch die Frage stellen, ob nicht ursprünglich diese Felsköpfe namengebend waren und die Be- zeichnung Krüppel erst zu einer Zeit, als das Wort nicht mehr verstan- den wurde, auf diesen mehr oder weniger bewaldeten Felskopf über- tragen wurde. (Namenwanderung !) Beides ist bei den gegebenen Ver- hältnissen ohne weiteres möglich. Auf alle Fälle sind im Schaaner Krüppelgebiet soviele Felsen, dass absolut keine Schwierigkeit aufkom- men kann, das uralte Wort gripp (Krippo) = Fels mit diesen in Ver- bindung zu bringen. 139
	        

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