Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Schule als Notenpulte aufgestellt. Am Montag und Dienstag in der Fastnacht kamen die Herren Patres mit Geigen und Klarinetten und wir tanzten. Das war auch für uns ein Fest erster Klasse, doch ohne Octav, denn die Asche brachte wieder Ruhe und Verstand. //. Die katholische Kantons schule (1833 — 1842). Sie bestand 9 Jahre in Disentis. Diese Zeit verbrachte ich ganz hier. Der erste Rector war ein gewisser Probst, Konvertit von Langnau, Kt. Bern, Diakon, der uns Studenten in der Marienkirche predigte.7) Nach kurzer Zeit erhielt er Kaiser als Nachfolger, der aus dem Fürsten- tum Liechtenstein stammte und Professor in Aarau gewesen war. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, so waren die beiden Rectoren-Namen nicht ohne Bedeutung. Den ersten rief man anfangs aus der Schule des sog. heiligen Paters (Pader Song) im Schloss zu Schleuis, um durch ihn der kath. Kantonsschule in den Augen des Klerus und des Volkes einen religiösen Nimbus zu geben.8) Aber bald wählte man als Leiter der Schule einen aus Aarau, dem damaligen Mittelpunkt der Aufklärung und des Liberalismus, der eine Generation im entsprechendem Geiste heranziehen sollte, wenn gleich Kaiser persönlich nicht schlecht war und Ordnung haben wollte.0) Nachdem Probst beiseite gesetzt worden war und auch noch einige Zeit als Professor geblieben war, verursachte die verschiedene Meinung über den angegebenen Geist Streit unter den Professoren und deshalb auch unter den Studenten, unter welchen eine regelrechte Revolution ausbrach — einzig 2 Studenten ausgenommen — gegen einen Teil der Professoren. Unter den Professoren befanden sich die 2 Geistlichen Perret und Breni von St. Gallen,10) die Bündner Durgiai und Hitz,u) auch ein Abbe aus Fribourg und mehrere Weltliche, die ihren Abschied nahmen.12) Unter den letzteren waren hervorragende Professoren. Ein gewisser Sausen, später Mitredaktor des «Katholik» zu Mainz, war ein geistreicher Kopf mit einer sprachlichen Kunst, die süss war wie der Honig, welchen er auch regelmässig zu sich nahm.13) Ich war sein Liebling und wurde von ihm als Plato bezeichnet, während andere mich nach meinem kur- zen Wachstum «Tödi» und «Dreikäsehoch» betitelten. Der Bajuvare Pro- fessor Schwarz liebte sehr Deutsch und Literatur in den obern Klassen14) Er gab mir die deutschen Klassiker Schiller, Klopstock, Lessing usw. zum Lesen. Professor Eberz von Frankfurt am Main war ein hervor- 118
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.