Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1964) (63)

Herr Giger, der auch ein eigensinniges Köpflein hat, sagte sogleich, als er Herr Schwertmanns Prinzip vernahm: er werde nicht mehr thun, als Herr Schwertmann, da dieser Herr ohnehin eine grössere Besoldung habe. Am Ende fanden alle, bei Herr Schwertmanns Prinzip könne man bequem existiren. So kam es, dass zwischen Giger und Herr Schwertmann nebst Eberz sich ein Neidverhältnis zeigte. Jch suchte im Laufe dieses Sommers zu wehren und so blieb es still. Natürlich können bei solchen Differenzen die Conferenzen und das Convictleben nicht angenehm sein. Jch glaube aber, dass den Entlassungsgesuchen vielleicht auch Vermehrung von Besoldung zur Hinterlage dient. Dazu, so sehr ich es den Herrn gönnte, könnte ich nicht rathen; es wäre denn, dass man sie allen erhöhte; sonst würde es böses Blut machen. Uberhaupt ist die Regelung der Besoldungen, auch für die Zukunft, kein unwichtiger Gegenstand und der löbl. Schulrath sollte ihm seine volle Aufmerksamkeit schenken. Die Conferenzen der Lehrer sind gut, wenn Wohlwollen und gute Absicht bei der Mehrzahl ist: wo dies nicht ist, sind sie nachtheilig und ziehen den Vorstehern ein Heer von Verdriesslichkeiten zu. Jch glaube also, die Herren werden ihre Sache nicht so ernst neh- men und ich würde es bedauern. Jch kann nicht mit Jhnen reden, weil sie einige Spannung gegen mich haben, deren Gründe ich nicht recht kenne, sondern nur vermuthe, die aber so kleinlich sind, dass es nicht der Mühe lohnt, sie zu erwähnen. Überhaupt gibt es sonst Un- annehmlichkeiten genug. Wird man die zwei Herrn ersuchen zu blei- bleiben, so wird eine grössere Zuversicht in sie kommen und das erregt Eifersucht bei den andern und doch muss man sie zu erhalten suchen. Jch denke, die beiden Herrn werden hier noch eine Antwort abwarten und ich darf nicht erst bitten, dass sie so ausfalle, wie es das Wohl der Schule erfordert, wenn sie auch in St. Luzi ist. Es wäre wünschenswerth, dass man zwar alten Schülern zur Pflicht machte, in St. Luzi zu schlafen, dass aber die grössern von einem ge- wissen Alter an, die sich selbst beschäftigen können, eigene Zimmer oder ein von den jüngern Schülern gesondertes Studirzimmer erhielten, so dass es zwei Moderatoren erforderte. Doch darüber mündlich. Schliesslich danke ich für Jhre Nachsichten. Darum wird es mir mög- lich sein, vor 8 Tagen hierweg zu kommen. Jch bin wahrlich froh, dass dieses Jahr schliesst und mir Erholung zutheil wird. Immer betrachte 110
	        

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