Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

FRICK, 1960), hat zwei Enden von 5 und 9 cm Länge und eine derart breite und abgeflachte Gemeinsame Basis, dass ich das Stück zunächst für das Fragment einer Elchschaufel hielt. Auch BOESSNECK, JE- QUIEUR und STAMPFLI (1963) führen unter den Rothirschresten der neolithischen Station Seeberg, Burgäschisee-Süd (Bern) eine imposante, handförmige Krone von mindestens fünf Enden (1. c. Tafel V, Fig. 25) bei dieser starken und zu hypertrophischer Endenbildung neigenden Population an (cf. 1. c. Tafel IV, Fig. 
22 — Exzessivbildung an der Augsprosse). — Diese Enden- und Kronenfreudigkeit ist aber ein durch- aus fortschrittliches und zudem westeuropäisches Merkmal ! Diese Hirsche bildeten jahrhundertelang das grosse Reservoir, aus dem die westalpinen Nachbarn Liechtensteins schöpfen konnten, vor allem auch dann noch, als schliesslich im 19. Jahrhundert der Rot- hirsch nur noch Wechselwild in den östlichen Kantonen der Schweiz war, als er aber in Liechtenstein nach wir vor unter dem Schutz des landesherrlichen Regales stand. Wieweit sich in Tirol und Vorarlberg auch Populationen des geringen «Steinhirsches» herausbildeten, die dann (ebenso wie vereinzelte, sehr starke Hirsche mit «aufgelöster» Kronenbildung — cf. BAUMANN 1949, p. 462) in Graubünden zur Strecke kamen, kann hier nicht genauer untersucht werden. Jedenfalls scheint es mir zur Zeit sehr fraglich, ob von älteren Besiedlungswellen (aus dem Osten) im Alpenraum noch Spuren festzustellen sind, woge- gen dies bei manchen Untersuchern für die italisch-nordafrikanischen Rothirsch- bezw. 
Inselformen (barbarus, corsicanus) für möglich ge- halten wird (Dr. G. BODENSTEIN-Ingelheim, mündl.). — Es folgt der Bericht des Prinzen Hans v. u. z. LIECHTENSTEIN über das Rotwild im Fürstentum. «Schon in den ältesten vorgeschichtlichen und geschichtlichen Zeiten war das Rotwild in unserem Gebiete weit verbreitet und ein beliebtes Jagdtisr Reiche Funde mit teils von Menschenhand bearbeiteten Geweih- und Knochen- iesten zeugen vom häufigen Vorkommen im Rheintal. Wie auch sonst wo war dieses Wild früher stärker im Knochengerüst und auch sicher schwerer im Wildbret, als die recenten Hirsche. Damals konnte es ja auch die günstigen Biotope wählen, und die natürliche Auslese durchs Grossraubwild war gewährleistet. Künstliche Aufpäppelei fehlte. Die Winter waren aber wohl schon damals nicht allzu strenge, und der Föhn wird auch in jenen fernen Zeiten eine länger andauernde Schnee- und Kälteperiode unter- 335
	        

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