Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

Ratten, also «Ungeziefer» zu haben !), scheint es auch in den Bergdör- fern kaum Ratten zu geben. Vor allen Dingen aus folgenden Gründen: l. sind die Gebäude auch in den hoch liegenden Weilern schon weit- gehend modernisiert: 2. werden heute wenig Futtervorräte, vor allem Getreide, gestapelt und 3. werden überall auffallend viel Katzen ge- halten (die allerdings nur den Jungtieren gefährlich werden können). Trotzdem könnten in dem einen oder anderen alten Fachwerk- oder Holzgebäude im Gebirge Ratten zeitweilig Fuss fassen, und hier wäre also auch noch am ehesten die trockenheitsliebende, dunkle Hausratte zu erwarten. Bei den abweichenden ökologischen Ansprüchen der beiden Arten liegt also eine echte Verdrängungsvikarianz, wie sie früher allgemein dargestellt wurde, nicht vor, und das Zurückgehen der Hausratte in manchen Gebieten hängt zweifellos nur mit den oben angegebenen Veränderungen der Umwelt zusammen. — Nach den Untersuchungen von v. BURG (1925) sollen zu Beginn des Jahrhunderts in der Schweiz noch beide Arten in etwa gleicher Häufigkeit vorgekommen sein (cf. HAINARD 1962 p. 246 — 
247). — Neuerdings hat nun R. VOGEL (1953) in einer Untersuchung der Verbreitung der beiden Rattenarten in Süd- deutschland (3310 Gemeinden überprüft !) noch eine weitere Kompo- nente im ökologischen Bereich herausgestellt: die Temperatur. Das heisst, die Hausratte ist, entsprechend ihrer südlichen Herkunft, ther- mophil, und demgemäss ist das vom Verfasser festgestellte hausratten- freie Gebiet in Baden-Württemberg «zum grössten Teil ausgesproche- nes Kältegebiet». Aus seiner Verbreitungskarte ist zu ersehen, dass «das hausrattenfreie Gebiet die ganze Alp mit Vorlad bis zum Randen, das oberschwäbische Moränengebiet, das Bodenseegebiet und einen Teil des südlichen Schwarzwaldes mit der Baar sowie im Norden . . . . umfasst (Sperrungen von mir), ein geschlossener, grosser Komplex also, und übrigens der Teil Südwest-Deutschlands, der Liech- tenstein am nächsten liegt. Die Bedeutung dieser geographischen Lage ist jedoch sicher untergeordnet, wenn man an das warme Klima des Liechtensteiner Rheintales denkt, und R. VOGEL hat auch auf das «Hausklima» als den entscheidenden ökologischen Faktor bei der An- siedlung und Überwinterung der Hausratte hingewiesen. — In Liech- tenstein ist also in den relativ warmen Holzhäusern der rheinseitigen Bergsiedlungen auch für das Vorkommen dieses urspünglich mediter- ranen Säugers die klimatische Voraussetzung gegeben. — 289
	        

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