Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

worden. Damit sind einerseits durch die Auflockerung der Landschaft (Park- und Gebüschlandschaft) die Lebensbedingungen für die Wald- maus überall besser geworden, und andererseits ist — mit der erheb- lichen Ausdehnung der Waldrandzonen — eine starke Vergrösserung der Kontaktzone mit der waldbewohnenden Gelbhalsmaus entstanden. Hinzu kommt die Klimawirkung in warmen, sonnenseitigen Hang- lagen, die nicht ohne Einfluss auf die Entwicklung dieser Gelbhals- maus-Populationen bleiben dürfte, wenn man davon ausgeht, dass die- se Art erst im Diluvium, also vor nicht sehr langer Zeit, als Anpas- sungsform an das kühl-feuchte Klima der Wälder entstand (cf. v. LEHMANN 1962 c). Man kann es sich also gut vorstellen, dass sowohl ökologische als auch morphologische Veränderungen in West- und Südeuropa die Voraussetzungen für gelegentliche Bastardierungen ge- ben, und tatsächlich konnten ja auch in meinem Material manche Tiere nur als Bastarde angesehen werden (s. o.). — Betrachtet man aber das von ENGLÄNDER & AMTMANN erwähnte Fanggebiet bei Bonn, dann kommen mir Bedenken im Hinblick auf eine sehr weitgehende Artkreu- zung, die schon nach drei Jahren in dem Bestand deutlich werden soll. Zunächst folgendes: Bei jeder Rodung wird sich die Gelbhalsmaus in den verbliebenen Teil des Waldes (wenn ein solcher, wie im Falle Bonn und Liechtenstein, vorhanden ist) zurückziehen. Ihre ansich ge- ringe Dichte wird in dem übrigen Waldkomplex sicher eine Ansied- lungsmöglichkeit dieser wenigen Tiere ermöglichen. Auf jeden Fall wird sie nicht in das freie Ackerland, das nach der Rodung entsteht, zurückwandern, weil das ihren ökologischen Ansprüchen völlig wider- spricht. Was die Neuland-Ackerfläche besiedelt, ist ausschliesslich die Waldmaus, die ja bekanntlich saisonweise ganz aufs Feld übersiedelt (cf. v. LEHMANN 1956 b, 1957). — Es ist nun eine andere Frage, wie man diese festgestellten (unkorrelierten) Abweichungen der Neusiedler und ihre grosse Variationsbreite deuten soll. Zunächst denkt man natürlich auch an die bekannte Erscheinung, wonach Po- pulationen nach rascher Ausbreitung in ein Neuland infolge unvoll- kommenen Selektionsdruckes stärker variieren als die «stabilen» Po- pulationen. Sicher erfahren wir aus den späteren Veröffentlichungen der Autoren auch noch mehr über den zahlenmässigen Anteil der Tiere, die ausserhalb und die innerhalb der normalen Variationsbreite der Waldmaus verblieben. Sicher kann man auch annehmen, dass dort — 286
	        

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