Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

Nach den Fundplätzen dieser beiden Tiere in Vaduz scheint die Gartenspitzmaus, ebenso wie in Bayern (cf. KAHMANN 1952), auch in Liechtenstein im engsten Kontakt mit den menschlichen Siedlungen zu leben. Dies ist bei diesem kleinen, in Europa hauptsächlich ost- mediterran verbreiteten und ausgesprochen thermophilen Säugetier nicht zu verwundern. Da die Gartenspitzmaus also mehr ein Tier der Trockengebiete ist, entsprechen gewiss auch manche Strecken des Liechtensteiner Rheintales ihren Ansprüchen. Über die floristischen Verhältnisse dieser Lebensräume sagt GANSS (1961): «Interessantes aber bieten noch die trockenen Heidewiesen und der Rhein- damm von Bangs bis Mäls, der ähnliche Verhältnisse wie die Heidewiesen aufweist . . . Auf ihm sind aus Graubünden trockenheitsliebende Pflanzen nach Norden gewandert». Er führt u. a. das 
Rauhgras (Achnatherum calamagrostis) an, das mir auch als Fremdling unter den deckungbietenden Pflanzen beim Kleinsäugerfang aufgefallen war. Nimmt der Botaniker aber den Zuzug dieser Pflanzen direkt vom Süden her an, so müssen wir den Ein- wanderungsweg der Gartenspitzmaus eher von Norden her, durch das oben schon mehrfach erwähnte Einfallstor annehmen. Dafür spricht einmal die Übereinstimmung mit den Gartenspitzmäusen Bayerns und der Unterschied zwischen den Tieren der italienischen Alpen und zum anderen die Tatsache, dass dieses kleine Säugetier bei der nacheiszeit- lichen Neubesiedlung seinen Weg zum Teil vom Südosten Europas, entlang dem Nordrande der Alpen nahm. Es scheint so, dass die Refugien in Süd-Frankreich nur kleinere Bestände beherbergten, und dass im ausgesprochen atlantischen Klimabereich keine Ausbreitung erfolgte, so dass die Haupteinwanderungswelle nördlich der Alpen verlief, und vielleicht nur vereinzelte Gruppen von Westen in die Alpen einsickerten (Anklänge: Gelbfärbung, s. o. und BAUMANN 1949). Es entspricht dies auch der Auffassung, die JANETSCHEK (1961) be- züglich der Einwanderung wärmeliebender Tiere nach Vorarlberg folgendermassen darlegt: «Die Einwanderung der anspruchsvolleren Arten der Tallagen, besonders der ausgesprochenen Thermophilfauna, die heute auf einige inselartige Vor- kommen an den wärmsten Stellen des Landes beschränkt ist (Fuss der Rhein- talhänge und Walgau z.B.), hat wohl hauptsächlich in der nacheiszeitlichen Wärmezeit (Boreal ?) und vor allem von NW, über das Bodenseegebiet statt- gefunden, vielleicht auch (was erst zu prüfen wäre), über die Züricher- und Walensee-Senke von Süden her». — 200
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.