Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1962) (62)

Es ist wichtig, sich diese Entwicklungstendenzen vor Augen zu halten bei der äusserst schwierigen taxonomischen Beurteilung der Waldspitzmäuse in Mittel- und Westeuropa. MILLER (1912) schied s. 
Zt. araneus und tetragonurus nach der Zahnpigmentierung, ZALESKY (1948) bündelte nach der Schabrackenbildung und BAUER (1960) — angeregt durch ZIMMERMANN 1951 — nach der Farbe des Jugend- kleides. Alle Methoden können nicht voll befriedigen, weil sie nur Stadien der allgemeinen Entwicklung herausgreifen und zum Krite- rium einer Unterart erheben. Gewiss sind diese Kennzeichen auch ein Ausdruck der geographischen Variation und Rassenbildung, aber die Merkmale stark pigmentierte Zähne, ausgeprägte Schabracke und rela- tiv helles Jugendkleid sind in keinem Gebiet Westeuropas so eindeutig herausdifferenziert, dass man sie zur Grundlage einer systematischen Neuordnung machen könnte. Was ist also zu tun ? — Ich glaube, dass man den Gegebenheiten am besten gerecht wird, wenn man auf dem Festlande in Westeuropa nördlich des Alpenhauptkammes nur zwei Unterarten anerkennt, die Nominatform (araneus L.) 
und tetragonurus HERMANN. Araneus ist die kleinere, nördlicher verbreitete Form des Mittelgebirges und der Ebene, tetragonurus die Gebirgsform der Westalpen nördlich des Hauptkammes und der anschliessenden Bergländer mit grösseren Kör- per- und Schädelmassen. Über die Färbung und Zeichnung lässt sich nichts sagen, was zur Unterscheidung der beiden Unterarten beitragen könnte (s. o.). Vermutlich sind die Jungtiere der Alpenpopulationen i d. R. dunkler als die der Ebene und Mittelgebirge Westeuropas, wie der Vergleich der Liechtenstein-Aufsammlung mit der aus der Voreifel zeigt. Diese Abstufungen werden aber je nach Klima und Entwick- lungsstadium der Gruppe so wechseln, dass sie kein brauchbares Krite- rium liefern. — Kürzlich haben BAUER (1960) und J. NIETHAMMER (1960 b) die Waldspitzmäuse dieser Gebiete anders gruppiert, und zwar da- durch, dass 
sie tetragonurus nur für das Mittelgebirge gelten lassen und für die Alpen die, vom Beschreiber selbst schon bald nach der Aufstellung wieder eingezogene, westalpine 
Unterart alticola MILLER 1908 wieder einführen. Diese Neuordnung geht von der irrigen An- nahme aus, dass 
typische tetragonurus aus dem Elsass keine lang- schwänzige Alpenform darstellen, und entstand, weil die Autoren keine 183
	        

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