Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

— 101 -München, 29. 4. 54. Theuerste Eltern ! .... Auf Ostern war ich diesmal nicht in Türkenfeld — denn 1. gab mir Hr. Prof. Maier die ganze Vakanz hindurch Unterricht, 2. sagte Hr. Herzog, dass er mich die Osterferien hindurch nicht ent- behren könne, weil es so viel Orgel zu spielen gab (z. B. Gründonners- tag u. Charfreitag von 8 — 11 unausgesetzt), 3. liess mich Hr. Schaf- häutl nicht fort, indem er sagte: andere Musiker reisen auf die Char- woche hieher, um die grossartigen Produktionen zu hören, indem ich fortginge. Ich habe mich bei Hr. Wolfinger schon entschuldigt. Doch nun die Hauptsache: Meine Zeugnisse, von denen ich nichts zu Gesicht bekam — werden in Vadutz angekommen sein — jenes von Hr. Ge- neralmusikdirektor Lachner ward nicht leicht verdient: ich ging näm- lich hin, meine Compositionen unterm Arm, zeigte sie ihm (er war sehr freundlich, icfr etwas schüchtern) und indem er alles genau durchsah (ich war 2 volle Stunden dort) fixirte er mich öfters scharf — sagte halblaut vor sich: «Viel Talent, grossen Fleiss» und «Sie sind auf einem guten Wege, ich werde thun, was in meinen Kräften steht», dann musste ich ihm meine grosse F-moll Fuge zu 3 Thema vorspielen, welche er ausserordentlich lobte. Dann musste ich ihm versprechen, so oft ich etwas componirt habe, zu ihm zu kommen. Als ich mich für's Zeugniss bedankte, stellte er mich einigen Freunden vor mit den Worten: Sehen Sie, das ist mein kleiner Vaduzer Compositore .... (Ich möchte doch wissen, wie das Zeugnis lautet: wenn man mir es schreiben würde, indem ich es hart verdient habe). Den Vorwurf, dass ich Hr. Schafhäutl noch nichts davon gesagt habe, verdiene ich nicht, indem mir Prof. Maier verboten hat, jemand etwas zu sagen. Das Neueste ist mein Offertorium op. IX, was Hr. Schafhäutl als meine beste Composition erklärte — doch jetzt komme ich zu spät in die Klavierstunde, muss abbrechen und verbleibe Ihr dankbarster Sohn Jos. Rheinberger. * Am gleichen Tag wie den vorhergehenden Brief schrieb Rhein- berger noch an seinen Vater:
	        

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