Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

Theuerste Elfern ! 
München, den 27ien 8ten 851. Ich halte es für meine kindliche Pflicht, Euch bald Nachricht von mir zu geben. Ich ergriff demnach freudig die Feder, weil ich nur Gutes schreiben kann. Am löten d. M. verliess mich der Peter, wenige Stunden hierauf Hr. Pfarrer Wolfinger. Dies fiel mir ein wenig schwer. Denn ich stand nun ohne Bekannte in einer fremden, grossen Stadt. Aber die Freundlichkeit u. herzliche Aufnahme meiner Quartierleute stimmten mich bald wieder heiter, so, dass ich ganz ohne Heimweh davon gekommen bin. Mir ging es bisher, Gottlob ! immer nach Wun- sche. Hr. Perstenfeld sorgt für mich, wie für sein einziges Kind, an Leib u. Seele, so kann ich Euch gewiss versichern, u. er wird ein paar Zeilen für Euch beilegen. Am löten d. ging ich mit Hr. Pfarrer Wolfinger zum Herrn Grafen Törring-Seefeld, welcher die Güte hatte, mir eine 10 fl. Banknote zu schenken, mit dem Bemerken, dass ich ein Glas Bier auf Seine Ge- sundheit trinken solle. Auch solle ich zu Ostern auf Sein Schloss See- feld kommen, versehen mit einem Zeugnisse des Hr. Direktors Hauser'-). Falle dieses gut aus, so wolle er für's Weitere sorgen. (So drückte er sich kurz aus). — Diese gräfliche Banknote kam mir sehr wohl zu Statten. Denn als ich dem Hr. Direktor Hauser den 'Ai jährlichen Betrag des Schulgeldes (10 fl) entrichtete, bemerkte er, ich müsse noch 5 fl 24 +er für den Gebrauch der Bibliothek u. weiter 2 fl 24 +er als Einlage entrichten. (Die 5 fl u. 24 +er bekomme ich jedoch am Ende des Schuljahres zurück). Ich habe nur 2 Fächer der Musik, Kla- vier u. Harmonie u. Kontrapunktlehre. In beiden Fächern sind tüch- tige Meister meine Lehrer. Die Klavierstunde habe ich mit 2 Erwach- senen, mit einem 16jährigen, welcher sehr gut spielt, und einem 14jährigen. — Harmoniestunden ebenfalls mit 2 Erwachsenen. Die 4 Erwachsenen können so ziemlich nicht viel für ihr Alter, denn ich will allen gleichkommen. — (Die in den Briefen unterstrichenen Wörter wurden in dieser Ausgabe kursiv gedruckt. Das Wort für «Kreuzer» kürzt Rheinberger mit +er oder +r ab).
	        

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