Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

- 222 - zähne !) mit folgenden Geweih-Merkmalen vereinen: sehr stark (ca 100 Punkte!), dichotom, starke Rosenstöcke, die nach aussen gerichtet sind, nach aussen geneigte (Kranz-) Rosen, die sich nicht berühren. — Folgende Maße von drei Geweihen veranschaulichen das (daneben ein etwa gleich alter und starker Bock mit «normaler» Stan- genstellung aus Zeitschr. f. Jagdwissenschaft, Bd. 3, Heft 2, 1957 S. 56): Rosenstockumfang 76 70 77 mm 59,5 
mm Aussenabstand Rosenstockoberkanten 62 57 
— mm 52 mm Abstand Stirnnaht bis Rosenstock 7 7 — mm 6 mm Das charakteristische dieser Geweihe ist also neben der Stärke und Neigung der Rosenstöcke die Dichotomie der Stangen, d. h. die Ten- denz, sich symmetrisch und gleichförmig zu gabeln. Die Vordersprosse ist also sehr lang, ihre Spitze reicht fast ebenso hoch wie die der End- gabelhauptsprosse. Geweihe dieser Art sind keineswegs typisch für Osteuropa (wie man vielleicht im Zusammenhang mit der Stärke und Auslage vermuten könnte). Zwar gibt es auch im Osten Rehwild- populationen mit dichotomen Geweih, den krassesten Fall, den ich kenne, bildet jedoch schon CUVIER (1823) ab, und zwar handelt es sich dabei um eine Geweihstange mit Schädelfragment aus dem Torf der Somme, also vom westlichsten Rand des europäischen Festlandes. Dichotomie ist also schon lange in Westeuropa verbreitet, und diese Schaaner Rehwildpopulation trotz ihrer Abweichung vermutlich ein durchaus westliches Faunenelement. Was nun die Anklänge an Eis- zeitrelikte anlangt, so kann dieser Frage erst nachgegangen werden, wenn grösseres, statistisch brauchbares Material über die Wildpret- gewichte vorliegt. Es ist aber nicht allzu wahrscheinlich, dass sich solche Anklänge an das alte, diluviale Grossreh noch aufdecken lassen, gibt doch E. KUHN (1932, 1935) schon für neolithisches Rehwild der Schweiz Maße an. die von denen rezenter Rehe nicht abweichen ! Ganz anders liegen diese Verhältnisse in den SO-Alpen, wo heute noch sehr grosse Rehe 
vorkommen (ssp. capreolus transsylvanicus MATSCHIE aus den Venetianischen Alpen), wie es kürzlich erst wie- der Prinz Hans v. u. z. LIECHTENSTEIN für die Gegend um Rovereto (südlichstes Tirol) bestätigen konnte (Stangenhöhe bis 27 cm, Wild- pretgewichte — 
unaufgebrochen — 1956: 26,27 und 28 kg !).
	        

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