Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

— 183 — rüber hat Ihnen Herr Pfarrer v. Türkenfeld schon berichtet. Emil wich mir die meiste Zeit aus — kam nur hie und da um nachzusehen, ob kein Geld für ihn gekommen — und das immer zu einer Zeit, wo er mich nicht zu Hause wusste. Als der Hr. Pfarrer ihn mit einigen Schwierigkeiten nach Weihenstephan expedirt hatte — zog ihn Emil dort noch so blank aus, dass ich ihm (Herr Pfarrer) Geld lehnen musste, um nach Türkenfeld zu kommen. Für Alles sagte ihm Emil kein Vergeltsgott, nein, er benahm sich, als wenn Alles Pflicht und Schuldigkeit wäre. Kurz, ich habe die Überzeugung gewonnen, dass in Emil der Stoff zu einem vollendeten Taugenichts steckt. Es sollte mich freuen, zu irren. Seit 3 Wochen hörte ich nichts mehr von ihm. Hr. Vetter Wolfinger erzählte mir lachend, dass Emil ihm ge- klagt hätte: der Rentmeister und der Pepi seien eigene Leute, mit denen sich nichts machen Hesse. Julius Maiers sind aus Frankreich zurück; sie waren in Seebad Dieppe und Paris; sie Hessen sich den Vaduzer trefflich munden. Für die Trauben lasse ich dem Lisi herzlichst danken, Mali hat mir aber fast alle gegessen. Ich habe wieder Viel zu thun, von früh bis spät, bin aber leider nicht so wohl, als in Vaduz, obschon ich so mässig als möglich lebe und nun wenig mehr rauche; hoffentlich ist es mit völligem Eintritt des Winters wieder gut — denn bis jetzt sahen wir weder Eis noch Schnee. — Im nächsten grossen Abonnementsconcert (18ten Nov.) will Lachner das grosse Octett,00) welches ich in den Ferien geschrieben, aufführen, nebstem war mir von Dresden aus die Aufführung desselben zugesagt; ich habe ein wenig Angst auf dieses Concert, da ich in dieser Art noch Nichts geschrieben. Meine 50 Varia- tionen (auch aus den Ferien) spielte ich vor einiger Zeit dem be- rühmten Pianisten Motier de Fontaine (wahrscheinlich künftigen Con- servatoriumsdirector) vor; er beurtheilte sie so günstig, über alle Er- wartung schmeichelhaft, dass ich Anstand nähme, sein Urtheil sogar in diesem Briefe zu schreiben. Auch Lachner, Maier und Schafhäutl sprachen sich äusserst lobend darüber aus. Wie steht es in Vaduz? Es sei ja wieder ein neuer Assessor in Aus- sicht, dessen Name orthodox genug rieche. Ist Peters Neubau schon bezogen? Die zwei Maler Hessen mir (da ich sie selbst nicht sah) einen
	        

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