Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1961) (61)

- 169 — Theuerste Eltern ! Gerne hätte ich auf Neujahr geschrieben, aber meine, mir immer knapper zugemessene Zeit liess es mir nicht zu. — Trotzdem sich mein Glückwunsch etwas verspätet, wünsche ich Ihnen herzlichst und in- nigst Alles Gute, was ein treuer Sohn seinen theuren Eltern nur wün- schen kann — damit Gott befohlen ! David schrieb mir in seinem letzten Briefe wenig von Ihnen, nicht einmal Grüsse, was mich be- sonders von der lieben Mutter wunderte, indem «Befohla z'grüatza» eben Bündner-Gebrauch ist. Ich hoffe aber nichtsdestoweniger, dass Sie sich, Theuerste Eltern ! immer wohl befinden werden, wie es bei mir Gottlob der Fall ist. Leider habe ich so viel zu thun, dass ich kaum mehr für mich etwas ausarbeiten kann. So z. B. habe ich Morgen (Montag) 8 Stunden zu geben und dann noch 7 — 9 Uhr Abends Oratorienverein. So geht es fast immer fort. — Dem Peter habe ich schon 4 Kochlerjoppen geschickt, und nun bekam ich wieder einen Brief von einem mir unbekannten Weesener - Ingenieur mit Bestellung für 6 Stück Kochlerjoppen. Das nimmt gar kein Ende. Das Christkindl hat mir heuer werthvolle Musikalien gebracht, aber nicht von Vaduz; das Münchner Christkindl ist also doch das fleissigere. — Dem David diene zu wissen, dass ein Globus von 2 ' Durchmesser auf etwa 20 fl zu stehen kommt; in einer hiesigen Buchhandlung sah ich mir einen sehr schönen Globus von ungefähr 1 V2' Durchmesser an, dessen Preis auf 12 fl käme. Seit vorgestern gebe ich auch bei Graf Arco-Zinneberg Unterricht; weil diese Stunde gut bezahlt wird, habe ich im Sinn, dafür zwei andere Schüler zu entlassen. Doch wäre mir jetzt eine sichere, wenn auch pecuniär unbedeutendere Stellung weit lieber, als das ewige Schulmeistern, welches einem das Leben ver- leiden könnte, denn es thut mir in der Seele weh, wenn ich meine beste Zeit und Kräfte für andere verwenden muss und immer erst müde und missmuthig mich zu meinen eigenen Arbeiten hinsetzen kann. Genug hievon ! Dem Lisi lasse ich sagen, dass ich am Sylvester-Abend eingeladen war, und Nachts punkt 12 Uhr flott getanzt habe, (das erstemal, seit- dem ich hier bin.) —
	        

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