Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

denkbar ungeeignet. Ferner ist es eine allgemeine Erscheinung, daß während und kurz nach der Domestikation eines Tieres seine Varia- bilität gegenüber dem Wildtier stark erhöht ist (W. HERRE, 1959, S. 89). Bedenkt man ferner, daß von Tierzucht im heutigen Sinn, bei der der Mensch ununterbrochen und planmäßig in das Fortpflanzungsgesche- hen des Tieres eingreift, in prähistorischer Zeit überhaupt nicht die Rede sein kann, so wird klar, daß der Ausdruck «'Rasse» auf die vor- geschichtlichen Hunde nicht anzuwenden ist. Diese. Tiere sind weder im Sinne der Vererbungslehre noch der Tierzüchtung Angehörige einer Rasse. Am ehesten könnte man sie dem Begriff. der geographischen Rasse angliedern, wenn dieser nicht für die Wildpopulation reserviert bleiben müßte. Der Hund' hat von allen Haustieren die größte Formenmannigfalt entwickelt. Er wird seit Jahrtausenden als Hüter der menschlichen Behausung und des Viehs verwendet, kommt auf der Jagd als Spür-, Hetz- und Reißhund zu vielseitigem Einsatz und wird in unserer Zeit außerdem als Sport-, Mode- und Schoßhund geschätzt und gehätschelt. Für alle diese und viele weitere Zwecke hat der Mensch die verschie- densten Rassen gezüchtet, deren Eigenschaften dem jeweiligen Ver- wendungszweck entsprechen. Solche Rassen, die man durch mannigfaltige Kreuzung erzielt hat und durch Inzucht am Leben erhält, haben den Anforderungen des einmal aufgestellten Zuchtzieles zu genügen. Die Angehörigen einer Rasse sind deshalb für eine große Zahl von Merkmalen weitgehend erbgleich. Wird das Zuchtziel geändert, so kann bei planmäßigem Vor- gehen des Züchters das Rassenbild in kurzer Zeit erstaunliche Verän- derungen durchmachen. Die Forschung bemühte sich lange und zum Teil bis in die neueste Zeit hinein, genetische Zusammenhänge, direkte Abstammungslinien zwischen heutigen Hunderassen und ganz bestimmten prähistorischen Haushundformen aufzudecken (z.B. L. RÜTIMEYER, 1861, TH. STU- DER, 1893, 1901, 1903, M. HILZHEIMER, 1926, F. BAUMANN & W. HU- BER, 1946, W. AMSCHLER, 1940, 1949, O. FEHRINGER, 1953). Die oben mitgeteilten Erkenntnisse genügen jedoch, um diese Höffnung zunichte zu machen. Wohl ist es möglich, die heutigen Rassen typo- logisch zu gruppieren; Verwandtschaftsbeziehungen lassen sich auf
	        

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