Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 363 — Aus der optischen Bestandesaufnahme.erhellt, dass die Scheibe dem Beginn der letzten Entwicklungsphase dieses Kunstzweiges angehört. Die Stagnation der formalen Entwicklung ist unverkennbar: in 60 bis 80 Jahren älteren Schemen ist alles schon vorweggenommen.5 Neben den rein ästhetischen und künstlerischen-Gesichtspunkten interessieren bei Wappenscheiben vor allem auch die personalen Be- Ziehungen und konkreten historischen Situationen, denen die Scheibe ihre Entstehung verdankt. Im Vordergrund des Interesses stehen ein- mal die Stifter, deren Wappen schon beschrieben sind. Das Geschlecht derer von Ramschwag ist seit 1176 nachweisbar; sie gehörten zu den Ministerialen der Abtei St. Gallen. Um 1277 besassen sie die Burg Blatten im Rheintal. In Kriesseren waren .sie mit einem grossen Höf begütert. In der Entscheidungsschlacht zwischen König Ottökar und Rudolf von Habsburg auf dem Marchfeld rettete Heinrich Walter von Ramsch wag durch kühnen Zugriff König Rudolf das Leben. Auch den Namen Ulrich von Ramschwag (gest. 1518), ein gleichna- miger Vorfahre unseres Wappenstifters und ebenfalls Vogt von Guten- berg, finden wir in den Analen grösserer geschichtlicher Zusammen- hänge: durch sein provokatorisches Verhalten gegenüber den Eid- genossen gab er sozusagen die Initialzündung zum Schwabenkrieg (1499)R. Er wusste aber auch die. ihm anvertraute Burg mit List und Mut zu verteidigen." Balthasar von Ramschwag trat 1531 als Botschafter Kaiser Karl V. bei den Eidgenossen auf,8 und war österreichischer Kommissär im Prätigau. Sein Enkel Ulrich ist der Stifter unserer Kabi- nettscheibe. Ulrich von Ramschwag war in erster Ehe mit Anna Maria von Schiandersberg und in zweiter mit Barbara von Hallwil9 verhei- ratet. Diesem Ramschwager fiel dann die harte Aufgabe zu, während der Kriegswirren 1620/29 die Burg gegen die Bündner zu halten. Die österreichische Besatzung auf der Burg war den hündnerischen Geg- nern immer wieder ein nicht ganz unbegründeter Vorwand, in das 5. Boesch P., Die alte Glasmalerei in St. Gallen, 96. Neujahrsblatt, hrsg. v. Hist. Verein d. Kantons St. Gallen 1956, Tafel I, Abb. 6; Tafel II, Abb. 10, 12. 6. Hist. Biogr. Lex. d. Schweiz, V. Band. 527; Büchel J. B., I. c, 54 f. 7. Kaiser P., Büchel J. B., Geschichte des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 1923, 304 ff. 8. Hist. Biogr. Lex. d. Schweiz, V. Bd. 527; Büchel J. B„ 1. c, 54 f. 9. Büchel'j. B., 1. c, .82.
	        

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