Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 25 — 6. Der'Edelhirsch, Cervus elaphus LINNAEUS 1758 Einleitung Fast alle Untersucher prähistorischen Knochenmaterials aus Mittel- europa haben immer wieder bestätigt, was schon L. RÜTIMEYER (1861, S. 57) festgestellt hatte, daß in vorgeschichtlicher Zeit der Edel- hirsch das am häufigsten gejagte Wild war. Im Lutzengüetle jener Epochen war es nicht anders. Besonders interessant ist es, den wech- selnden Anteil zu verfolgen, den dieses Charaktertier unserer prähi- storischen Wälder seit dem Mesolithikum (K. HESCHELER & E. KUHN, 1949, S. 343) an die Fundmasse aus den verschiedenen Schichten lieferte. Schon an dieser Stelle sei auf die große Rolle hingewiesen, welche das.Edelwild in der Horgenerkultur und in der Eisenzeit unserer Station spielte, während es sich im ältern Neolithikum (Schussenrieder- schicht) im Hintergrund hielt (Tab. 81, Abb. 34). In den vor- und frühgeschichtlichen Zeiten war. der Hirsch in unserm Gebiet im allgemeinen wesentlich größer als heute (L. RÜTI- MEYER, 1861, S. 58 — 60, E. WETTSTEIN, 1924, S. 122, J. BOESSNECK, 1958, S. 47.— 49). Es muß jedoch betont werden, daß neben sehr, statt- lichen Tieren auch solche geringerer Größe vorkamen (z. B. K. HE- SCHELER, 1920, S. 297). Unzweifelhaft ist an dieser Größenabnahme der Rückgang der Waldfläche'infolge der Ausbreitung der menschlichen Siedlungsräume zum mindesten mitverantwortlich. Schon R. VOGEL (1933, S. 102 Anm.) und neuestens wieder J. BOESSNECK (1956, S. 23) haben nachgewiesen, daß Hirsche aus Gegenden, wo der menschliche Eingriff in das Land- schaftsbild noch nicht so tief reicht, noch heute die Dimensionen ihrer neolithischen Artgenossen erreichen oder sogar noch übertreffen (Kar- pathen, Siebenbürgen, Wald vo'n Bialowies). Die Größenabnahme in unserm Gebiet hat, mindestens stellenweise, erst in'historischer Zeit eingesetzt: L. RÜTIMEYER (1861, S. 169) stellte in der Römerzeit einen «sehr .großen Hirsch» fest (röm. Bougijbei Vevey), und F. E. WÜRGLER (1958, S. 256 f.) fand unter den Tierresten des spätrömischen Kastells Schaan (FL) noch aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Hirschknochen, deren Maße die größten Stücke aus dem Neo- lithikum erreichen. Mit einem allgemeinen und deutlich sich abzeich-, nenden Größenrückgang ist offenbar erst im Mittelalter zu rechnen (D. MÜLLER-USING, 1953, S. 67, F. E. WÜRGLER, 1956, S. 10, 37,
	        

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