Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

• '. . — 245 — Soweit man einer Beschreibung durch Worte folgen kann, entspre- chen die 'Schaaner Stücke TAF. 1, 16 —19 und TAF. 6, 6 — 1 denen, die Kübler für den Kerameikos als ägyptisch ansieht. Und ich möchte auch tatsächlich der Ansicht den Vorzug geben, dass diese Stücke echten Import aus Afrika darstellen. Angesichts der Gleichartigkeit der ganzen Gattung in Ton, Profilgebung und Dekoration ist der weiträu- mige Transport nach Schaan von einem grossen Fabrikationszen- trum aus sehr viel wahrscheinlicher, als die Einfuhr von einem ande- ren, mehr lokal gebundenen, aber auf jeden Fall auch geographisch stark distanzierten Töpferort. Ob unsere Stücke der etwas schlechteren Qualität noch in den normalen Schwankungsbereich der «echten» Sigillaten bei Kübler fallen, oder etwa seinen athenischen Nachah- mungen gleichzusetzen sind, kann ich ohne entsprechendes Ver'gleich- material in den Händen zu haben nicht entscheiden. Unsere Scherben TAF. 1, 20 und TAF. 6, 8 jedoch sind einem anderen Import zuzu- schreiben, wovon unten noch die Rede sein soll. Die Verbreitung der «nordafrikanischen Sigillata» greift also in einem östlichen und westlichen Arm um das Mittelmeer. Der westliche Arm umfasst Portugal, Spanien, Südfrankreich, Italien und erreicht mit den vereinzelten, letzten, nördlichen Ausläufern die holländischen Wurten und Köln. Im späten 4. und im 5. Jh. wird in diesem Raum die rote Stempelware durch die aufs nächste verwandte graue Gattung ersetzt, die ein kräftiges Produktionszentrum in Südfrankreich gehabt haben muss. Sie strahlt in ihren nordöstlichsten Zweigen gerade noch bis in die Westschweiz, wo sie z. B. in Yverdon sehr gut vertreten ist. Die roten Scherben von Schaan ihrerseits sind jedoch ganz zweifellos zu den westlichsten Vertretern auf dem Einfuhrwege aus Südosten anzusehen. Die nächstgelegenen Fundorte gleicher Stücke sind Bregenz (falls der Teller im Skelettgrab 615, wie nach dem Profil zu vermuten ist, tatsächlich diese Gattung repräsentiert, Jb. f. Alterkunde, 1910, 45),. sodann der Moosberg bei Murnau1), ferner das Kastell des 4. Jh. von Mogorjela in der Herzegowina2), sowie die Stücke, die Waage (1948), S. 45 aus Split und Triest namhaft macht und schlieslich eine Platte von Capolago am Luganersee (Mus. Bellinzona), welches das einzige Exemplar im Gebiete der heutigen Schweiz ist. •) , Bayr. Vorgesch.-Freund (7) 1927/28, 67 ff. 2) Glasnik zemaljskog muzejä u Sarajevu, NS 6,- 1951, 241 ff mit Abb. 1 und Taf. 1, 1 - 6.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.