Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1959) (59)

— 235 — als in der früheren Kaiserzeit, in der der Hauptverkehr nach Süden über den Grossen Sf. Bernhard führte, — neben dem Brenner natürlich' und dem Weg über die Reschenscheideck, die immer stark begangen wurden. , Die Belegschaft des Kastells hat neben der Landwirtschaft reichlich Jagd betrieben und aus den Hirschgeweihen in beträchtlicher Zahl Gebrauchsgegenstände hergestellt. Im Innenhof, in dem die Küche, eine Schmiede und zweifellos auch andere Werkstätten für den täg- lichen Bedarf lagen, wurden die Geweihstücke zugerichtet und .bear- beitet. Eine zweite solche Werkstatt befand sich im Torturm. Die Bedrohung des Lebens, dass sich hinter solche Mauern zurück- ziehen musste, kam nicht nur von aussen, von den germanischen Völkern, die nach Süden drängten. Das Gefühl auch der inneren Be- drohtheit muss im ständigen Auf und Ab der politischen Ereignisse seit langem im Wachsen gewesen sein und die Auslaugung der mate- riellen und menschlichen Reserven in den Provinzen des Reiches durch rücksichtslose Steuerbedrückung und Seuchen muss das Ihre dazu getan haben, um zu einer gänzlichen Veränderung nicht nur der Lebensformen und Lebensbedingungen, sondern auch zu einer verän- derten Anschauung der Welt und der Stellung des Menschen in dieser Welt zu führen. Wie sehr diese Veränderung bis in die Werke der Kleinkunst hinein spürbar ist, hat Alois Riegl in seinem 1901 erschienenen und bis heute in gleicher Weise grundlegenden Buch über die spätrömische Kunstindustrie dargelegt. Was seine sorgfältige Analyse kostbarerer Schmuckstücke ergeben hat, ist auch noch im ärmlichen Bestand von Schaan zu sehen. Alle verzierten Gegenstände tragen geometrische Muster. Die Rit- zungen auf den Griffen und Kämmen aus Bein, die Abdrücke von ge- schnittenen Rädchen und einzelnen Stempeln auf Ton und gegossene oder gepunzte Muster an Bronzeschnallen verfolgen alle das gleiche Ziel. Sie geben diesen Gegenständen von einfachster, um nicht zu sagen klobiger Gestalt, eine kleinteilig, lebendig schillernde Oberfläche. Mit rein graphisch-linearen Mitteln und unter Verwendung simpelster Grundformen aus Kreis und Gerade wird in additiver Weise eine ^mmer unschematisch vorgetragene Rhythmisierung erreicht. Es gibt keine einzelnen, dem Gegenstand aufgesetzten Motive mehr, — wie es
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.