Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1958) (58)

- 39 - der Ostmauer, gehören der ersten Bauperiode an. In Nähe der Bade- anlage überdeckt ein Mörtelboden einer zweiten Bauzeit die Pfosten- stellung61. ' Rätselhaft bleibt die Funktion der in ostwestlicher Richtung verlau- fenden Längsmauer, die in Abständen von 6 m risalitierendes Mauer- werk zeigt''2. Die Annahme, es handle sich um Fundamente eines Ge- treidespeichers, wird durch die zahlreichen bisher gefundenen Mühl- steine unterstrichen63, die aber zum grossen Teil nicht aus der Gegend von Mels/SG stammen, wo nachweislich in römischer Zeit Gestein zu, diesen Zwecken verarbeitet wurde'14 (Abb. 3). Das Schaaner Kastell hebt sich in seinem Grundriss deutlich von den meisten mitteleuropäischen spätrömischen Kastellen ab: Remagen mit seinen gekrümmten Kastellmauern (ca. 104 x 130 m) vermag im Vergleich nichts auszusagen65. Ebenso wenig kann der Grundriss von Schaan mit der weit grösseren Anlage von Andernach (5,6 ha), ein abgeflachtes und eingebuchtetes Quadrat mit 16 runden Türmen, zu- sammengebracht werden66. Ähnlich verhält es sich mit den römischen Stadtfronten von Koblenz67. Bisweilen nähern sich die Grundrisse spät- römischer Kastelle polygonen oder elliptischen Formen, wie die Stras- senkastelle in Jünkerath (1,52 ha), Bitburg (2 ha), Kellmünz (1 ha) und im vermutlich konstantinischen Neumagen (1,28 ha)68. Ebenso versagt ein Vergleich mit der städtischen Anlage von Zabern6i) und den be- kannten Schweizer Kastellen: mit dem vermutlich valentinianischen 61. Beck 1957, 258, 261, Plan II, IV, V, Abb. 19, 21, 22. 62. Beck 1957, 251, 259, Abb. 20, 21. 63. Beck 1957, 237, 263; Keller 1864, 69 f. 64. Keller berichtet von sechs bis acht Mühlsteinen, die im Kastell gefunden worden sind. Bei den Grabungen 1956/57 kamen einige Mühlsteine zum Vorschein, die meisten aus Granit (Mitteilung von David Beck). Aus welchem Material die in der Mitte des 19. Jahrhunderts gefundenen waren, ist nicht zu ermitteln. Vermutlich stammen einige Steine aus Mels/SG. In Mels wurden die Steine gebrochen und verarbeitet und in die nähere und weitere Umgebung exportiert, vgl. MAGZ 2, 15, 1864, 54; Heierli 1903/04, 5, 103 f.; ASA, 1874, 5521; ASA, 1871,215; Keller 1864,68. 65'. Anthes 1917, 95 f.; Burckhardt-Biedermann 1906, 139. 66. Anthes 1917, 96 ff., Abb. 4. ' ' 67. Anthes 1917, 99 f., Abb. 2. •' * 68. Anthes 1917, 103 ff., 144 ff., Abb. 6, 7, 8, 23; Schleiermacher 1950, 176. 69. Anthes 1917~ 121 ff., Abb; 12; Schleiermacher 1950, 176.
	        

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