Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1957) (57)

— 189 — • Vorwort und Dank Mit Ehrfurcht betrachte ich ein Buch, das vor mir liegt, eine um-. fangreiche Handschrift: Das Rechtsgutachten der Universität Salzburg über die letzten Hexenprozesse in unserer Heimat, abgefässt vor 275 Jähren. In der nüchtern-zergliedernden Ausdrucksweise des Juristen . spricht es zu uns über den letzten Akt im • grauenhaften Drama der Hexenprozesse, und- mehr werden wir wohl nie erfahren, denn \ die Prozessakten sind längst vernichtet, verloren für irumer. Das Buch ist ein Werk des Segens: Alle Prozesse werden für null und.nichtig er- klärt,' und Fürstabt Rupert von Kempten, der kaiserliche Kommissar, . kann dem Reichshofrate vorschlagen, jeden weiteren Prozess' zu ver- bieten.' Das geschieht auch. - . Dutzende von Namen sind im Gutächten in der Liste der ange- klagten Personen noch verzeichnet, Menschen, denen das Leben.gerettet wurde, denn ihre Prozesse kamen nicht'mehr zustande. Noch -viele .unserer Vorfahren wären in die'unselige Maschinerie einer verblen- deten Gerichtsbarkeit geraten, hätte das Buch nicht den Schlußstrich gezogen unter die furchtbarste Zeit unserer Geschichte. Mit Schrecken wird der Leser durch die kalte Art erfüllt, in der alles beschrieben wird. In keinem Akt bricht ein Wort des Entsetzens über die Verblendung der Menschen und die Verbrechen der Obrig- keit durch, kein Volk rottet sich zusammen und verjagt die Unter-, drücker." Die Zeit ist noch nicht reif, den Wahn zu begreifen, der im Wesen der Prozesse überhaupt liegt, und'gegen .die Untertanen hatte die Herrschaft fast absolute Mächt. Nur der Kaiser stand über ihr. Seine Organe aber, der Reichshöf rat und die kaiserliche Spezialkoni- mission, sie verhindern es, dass Willkür, Hass und Geldgier sich den Titel des Rechtes anmassen: Das ist das Grosse, Erhebende bei der Betrachtung' der geschichtlichen Vorgänge, die wirklich dramatisch ablaufen: Das Recht bricht sich endlich doch'Bahn ! Kein Wort kündet uns von den Schmerzensschreien der Opfer,'den . Tränen der Angehörigen; der furchtbaren-Angst vor dem Tode. Wir müssen-selbst versuchen, uns beim Lesen in die Seelen hineinzuver-
	        

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