Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1956) (56)

— 44 - aber aus der gleichen Zeit. Das Vesperbild in Rottweil scheint im Übergange izum Stile der Beruhigung entstanden zu sein. In der spätgotischen Plastik Schwabens gibt es einige Darstel- lungen des Hl. Sebastian, die stilgeschichtlioh sehr interessant sind wie der Hl. Sebastian aus Günzburg und jener aus Eningen. Nach Werrheimer a. a. 0. S. 97 Anmerk. 14 soll derjenige aus Ertingen, wenn nicht von Heinrich Jse.in selbst, so doch unter seinem starken Einfluss geschaffen worden sein. Der Hl. Sebastian in Vaduz schliesst sich würdig diesen Plastiken an. Auffallend an ihm ist die Bewegung, die nicht nur irgendwie am Körper anhaftet, sondern die den Körper formt und durchdringt. Diese Bewegung ist so etwas wie eine Verdrehung und Verschlingung. Zudem hat diese Plastik die Eigenart, dass sie keine ruhige und sichere Basis hat, d. h. sie soll keine haben. Beide Eigenschaften sind typisch für die barook- sche Richtung von 1480. Diese zweite Eigenschaft findet sich bei Figuren des Nördlinger-AItarcs32), bei einem trauernden Johannes in der Frankfurter Sku pturengaleric, die aus Niederbayern stam- men soll33). Überflüssig zu sagen, dass dieses Moment besonders der Passauer- und Wiener-Schule des Nikolaus Gerhaert zukommt. Diese Eigenschaft kommt auch im besonderen Masse dem Hl. Sebastian aus Günzburg zu, dessen Meister Pinder darum einen typischen Ver- treter der barockschen Richtung von 1480 nennt34). Wie die dazu- gehörige Draperie aussieht, zeigt vielleicht die Plastik aus Günz- burg: Das Christkind lernt gehen33). Nach diesen stilgeschichtlichen Momenten würde man den H!. Sebastian in Vaduz auf 1480 und in die barocksche Richtung Schwabens oder Bayerns setzen. Die Anatomie des Hl. Sebastian in Vaduz ist der Grund, warum man ihn der gleichen Hand zuweisen muss. die die Vesperbilder in Mauren und in Rottweil geschaffen hat. Neben allem schon oft Ge- nannten sei besonders auf den Ansatz der rechten Schulter hinge- wiesen. Wenn diese stilgeschiclhtliche Einschätzung stimmt, dann hat der Meister von Mauren zwischen einer Stilperiode des ausgespro- chenen strengen Stiles und der Stilphase der Beruhigung sich mehr •'-) Abb. bei Pinder: Die deutsche Plastik des 15. Jahrhunderts, Taf. 63, 64. Abb. im eben genannten Werke von Pinder Taf. 53. •4) Abb. bei Gröber a. a. 0. Nr. 80. ") Abb. bei Gröber a. a. 0. Nr. 79.
	        

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