Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1956) (56)

— 38 — die Muttergotl.es in Weissenau44). Jakob Russ, der sieh von 1482 an in Ravensburg aufhält, sicher 1484- daselbst eingebürgert wind, ge hört noch mehr der barockischen Richtung an. Damit sind alle Beziige gegeben, in die das Vesperbild in Mau- ren möglicherweise eingeordnet werden muss. Es wurde versucht, nicht eine Geschichte der Entwicklung, sondern ein Schema dersel- ben zu geben. Es ist •nur eine Abstraktion aus einer manigfaltigsten. gegensätzlichsten Geschichte. Aber ein Schema muss vorhanden sein, wenn mau einordnen will. Dieses Schema hält sich oft stark, oft we- niger stark, oft gar nicht an dasjenige, 
das W. Pinder in seinem Werke : Die deutsche Plastik vom ausgeheniden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance gibt. IV. Auf Grund dieses Schema ergibt sich nun, dass das Vesperbild in Mauren dem «harten Stil» angehört, der nach der Zerstörung des weichen Stiles aufkommt und zwar gehört es jener Richtung dieses Stiles an, die sich in einem grossen Teile der Stiche des Meisters E S findet. Offensichtliches Zeichen dafür, dass das Vesperbild hie- hcr gehört, ist, dass bei ihm die Masse des Blockes und der Figur durch Kanäle und Mulden zwischen hohen und sehr schmalen Falten stark aufgeschlitzt und ausgehöhlt ist, dass die Falten oft eckig- gebogen und scharf geknickt sind. Die Körper der Muttergottes und des Heilandes bilden zusam- men den typischen Hohlraum, den Plastiken des Nikolaus Gerhaert haben. Dieses Moment kommt durch ihn in die schwäbische Plastik. Gemäss dem kann das Vesperbild nicht vor 1460 entstanden sein. Man würde nun eigentlich erwarten, dass es in der Linie des spät- gotischen Barock stehen würde. Es zeigt aber nicht die leiseste Spur dieses Barock, ja es ist bewusst und absichtlich entgegengesetzt. Darum kann es nicht um 1490 geschaffen sein. Denn zu dieser Zeit verliert sich der Gegensatz zu diesem Barock, es tritt eine Beruhi- gung ein. Der harte Stil verliert sich. Trotz der Tendenz zur Aushöhlung der Figur und zum Zusam- menbinden von verschiedenen Körpern zu eine m Räume will das ") Gröber a. a. O. Nr. 50.
	        

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